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Spontan meistern: Ideen für den Vertretungsunterricht

Ideen für den Vertretungsunterricht sind hoch im Kurs – vor allem, wenn der Ausfall einer anderen Lehrkraft ohne Ankündigung eintritt. Wenn es krankheitsbedingt zu spontanen Vertretungsstunden kommt, sind meist weder die Vertretungskraft noch die Schüler*innen begeistert. Obwohl viele die freie Zeit gern anders verbringen würden, liegt gerade in einer Vertretungsstunde viel Potential: Auch ohne große Vorbereitung lässt sich die gemeinsame Zeit sinnvoll nutzen. Wir stellen dir hier einige Ideen für den Vertretungsunterricht vor, die motivieren und bereichern. 

Tima Miroshnichenko/ Pexels

Wenn aus der Freistunde Vertretungsunterricht wird

Vertretungsunterricht in der letzten Stunde vor dem Wochenende – na toll. Für viele Lehrkräfte ein echter Stimmungskiller. Als ob der Schulalltag für Referendar*innen und gestandene Lehrkräfte nicht schon herausfordernd genug wäre, kommt dann auch noch spontan eine zusätzliche Stunde obendrauf. 

Die Probleme sind dabei fast immer dieselben: 

  • man erfährt erst kurz vor Unterrichtsbeginn davon 

  • man kennt die Schüler*innen höchstens vom Sehen 

  • der Leistungsstand der Klasse ist völlig unklar 

  • man weiß nicht, welches Thema die eigentliche Fachlehrkraft gerade durchnimmt oder schon behandelt hat 

Vertretungsunterricht muss nicht automatisch Leerlauf bedeuten – auch wenn er spontan ist. Je nach Situation gibt es verschiedene Szenarien, die du unterschiedlich handhaben kannst. 

Idealfall: Ausfall ist von langer Hand geplant

Der wohl angenehmste Fall: Der Ausfall wurde lange im Voraus angekündigt, zum Beispiel aufgrund von Klassenfahrten, Praktika, Abschlussprüfungen, Konferenzen oder Fortbildungen. 

In solchen Fällen ist die Chance groß, dass die Fachlehrkraft Aufgaben vorbereitet hat, die die Klasse selbstständig bearbeiten kann. Wenn du das passende Fach unterrichtest, kannst du gezielt unterstützen oder sogar die Inhalte weiterführen. 

Selbst wenn keine Aufgaben hinterlegt wurden: Du hast genug Vorlaufzeit, um dich auf die Klasse vorzubereiten, Material zusammenzustellen oder eigene Impulse einzubringen. Hier bietet sich Raum für kreative oder projektorientierte Unterrichtsideen. 

Vertretung in der eigenen Klasse

Spontane Vertretung in deiner Klasse? Jackpot! Das bedeutet weniger Stress für dich. Du kennst die Schüler*innen und den aktuellen Unterrichtsstand. Wenn es keine Vorgaben von der Fachlehrkraft gibt, die du vertrittst, kannst du den Unterricht in deinem Fach weiterführen. 

Daraus ergibt sich also eine gute Gelegenheit, um den Stoff zu vertiefen oder neue Methoden auszuprobieren, für die im regulären Unterricht zu wenig Zeit ist. Gruppenarbeiten, kreative Schreibaufgaben, Diskussionsrunden oder eine kleine Wiederholungsrunde – alles ist drin! 

Spontan einspringen – zumindest im eigenen Unterrichtsfach

Krankmeldung am Morgen, du wirst als Vertretung eingeteilt – in einer fremden Klasse, aber zumindest in einem deiner Unterrichtsfächer. Um sinnvoll weiterzuarbeiten, kannst du zu Beginn der Stunde ins Klassenbuch schauen oder direkt bei der Klasse nachfragen, was gerade durchgenommen wird. 

Wenn du fachfremd einspringst und absolut keinen Anhaltspunkt hast, ist Improvisation gefragt. Aber auch hier gibt es erprobte Ideen, mit denen du den Vertretungsunterricht sinnvoll gestalten kannst. 

Vertretungsunterricht: Ideen für spontane Planänderung

Du kennst die Klasse nicht. Es liegen keine Arbeitsaufträge vor. Du hast keinen Schimmer vom Unterrichtsfach. Es bleibt dir keine Zeit, um selbst eine komplette Unterrichtsstunde vorzubereiten. Und jetzt? Natürlich wäre es naheliegend, einfach einen Film zu zeigen oder die Schüler*innen an ihren Hausaufgaben arbeiten zu lassen. Aber es geht auch anders: Wir haben ein paar Ideen für dich, wie du den Vertretungsunterricht spontan meistern und sinnvoll nutzen kannst. 

Abbildung Ideen Vertretungsunterricht

Abbildung 1: Ideen für spontanen Vertretungsunterricht (eigene Darstellung)

Kreativer Stundeneinstieg für mehr Aufmerksamkeit

Sind wir mal ehrlich: Weder du noch die Schüler*innen sind von einer Vertretungsstunde begeistert. Vor allem nicht, wenn es sich um eine Randstunde handelt. Deshalb ist der Auftakt der Stunde um so wichtiger, um dir die Aufmerksamkeit der Klasse zu sichern und sie zu motivieren, mitzumachen. 

Ein paar Ideen sind zum Beispiel: 

  • Bingo-Methode: Jede*r Schüler*in erhält eine Bingo-Card mit verschiedenen Aussagen und kreuzt an, was auf ihn oder sie zutrifft. Wer zuerst eine Reihe voll hat (horizontal, vertikal oder diagonal), ruft „Bingo!“. Vorlagen findest du zum Beispiel in unseren Downloadables.  

  • Kopfstand-Methode: Dreh eine Frage ins Gegenteil und stell sie der Klasse, um später aus den Negativ-Antworten konkrete Tipps und Lösungen abzuleiten – zum Beispiel mit der Frage: „Wie setze ich eine Präsentation so richtig in den Sand?“

Gleichzeitig bietet dir der Vertretungsunterricht auch die Chance, um Neues auszuprobieren. Nutze die Gelegenheit, um beispielsweise einen neuen Unterrichtseinstieg zu testen, für den dir bisher die Zeit gefehlt hat. 

Mentale Fitness trainieren

Logik und Konzentration fördern – das geht auch ohne Schulbuch. Außerdem trainiert ihr damit Fähigkeiten wie Teamfähigkeit und Kommunikation. Dafür eignen sich zum Beispiel diese Spiele: 

  • Black Stories (altersgerechte Versionen!) oder andere Logikrätsel 

  • ABC-Spiel: Die Klasse wählt ein Thema (z. B. Länder, Tiere, Lebensmittel) und nennt der Reihe nach passende Begriffe von A bis Z 

  • „Ich packe meinen Koffer…“: Klassiker, der auch in höheren Klassen mit Varianten funktioniert 

Allgemeinwissen mit Kahoot testen

Ein echter Hit bei Schüler*innen? Kahoot-Quizze! Die Mischung aus Zeitdruck und Wettbewerb kommt in nahezu jeder Altersgruppe gut an – ob zur Auflockerung, Wiederholung oder zum Einstieg. 

Besonders praktisch: Es gibt auf der Plattform viele fertige Kahoots, die sofort einsatzbereit sind – zum Beispiel zu den Themen Allgemeinwissen, Flaggenraten, Musik, Erfindungen oder berühmte Persönlichkeiten. 

Für die Sekundarstufe I und II lohnt es sich außerdem, die Schüler*innen selbst ein Kahoot erstellen zu lassen. Das eignet sich beispielsweise super für eine Wiederholung der durchgenommenen Inhalte und setzt nicht voraus, dass du dich damit auskennst. Das fördert nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern auch Medienkompetenz und Teamarbeit. 

Hinweis: Die kostenlose Version von Kahoot reicht für die meisten Einsatzszenarien völlig aus. Ein Beamer oder ein Smartboard, WLAN und ein paar Smartphones – mehr brauchst du dafür nicht! 

Stadt, Land, Fluss mal anders

Stadt, Land, Fluss kennt jede*r. Mit ein paar Änderungen lässt sich der Klassiker aber leicht modernisieren und an jede Klassenstufe anpassen. 

Für die Umsetzung brauchst du lediglich die Tafel und die Schüler*innen ein Blatt Papier. Für die Kategorienwahl ist ein bisschen Kreativität gefragt: Neben den Klassikern „Stadt“, „Land“ und „Fluss“ können spannende Kategorien wie „Youtuber*innen“, „Superkräfte“, „Chemische Elemente“, „Berufe der Zukunft“ oder „Historische Persönlichkeiten“ hinzugefügt werden. 

Durch den Wettbewerbscharakter steigt die Motivation automatisch – ideal, um eine spontane Stunde sinnvoll zu füllen. Wer will, kann auch Teams bilden oder eine kreative Variante ausprobieren, zum Beispiel „Stadt, Land, Quatsch“ mit bewusst absurden Kategorien. 

Kreatives Denken mit Weitermalbildern fördern

Beim Weitermalbild zeichnest du eine Form oder ein Motiv auf ein Blatt (zum Beispiel eine halbe Brille, einen Weg, einen halben Roboter oder nur einen Strich). Dieses Blatt kopierst du dann für die ganze Klasse. 

Die Schüler*innen bekommen dann die Aufgabe, daraus ein vollständiges Bild entstehen zu lassen. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 

Diese Methode: 

  • eignet sich für alle Jahrgangsstufen 

  • lässt sich auch mit einem Schreibimpuls kombinieren (z. B. „Schreibe eine Geschichte zu deinem Bild“) 

Unterrichtsstoff wiederholen mit Tabu

Ein bewährtes Spielprinzip, das auch im Fachunterricht funktioniert: Tabu mit Fachbegriffen! Für die Umsetzung benötigst du keine Vorkenntnisse. Lass einfach die Klasse einige Begriffe aus dem Fachunterricht vorschlagen und notiert diese auf kleinen Kärtchen.  

Um dem Ganzen einen gewissen Anreiz zu verleihen, bilden die Schüler*innen zwei Gruppen, die gegeneinander antreten. Dann müssen die Schüler*innen die Begriffe erklären, ohne die „verbotenen Wörter“ (also typische Definitionsteile) zu verwenden – das schult Ausdrucksfähigkeit und Abstraktionsvermögen. Wer die meisten Begriffe erraten hat, gewinnt. 

Ob Vokabeln in Englisch, Begriffe aus dem Bio-Unterricht oder historische Ereignisse in Geschichte – der kreative Umgang mit Sprache sorgt nicht nur für Spaß, sondern auch für nachhaltiges Lernen. 

Filme mit Mehrwert

Wenn du in der Vertretungsstunde einen Film zeigen möchtest, dann wähle am besten Inhalte mit pädagogischem oder gesellschaftlichem Mehrwert. Das können aufbereitete Dokus oder Tutorials zu Themen wie Fake News und Medienkompetenz, Künstliche Intelligenz oder Fun Facts über Länder, Kulturen und Naturphänomene sein. 

Portale wie Planet Schule, YouTube-Kanäle wie MrWissen2go, MAITHINK X oder Terra X bieten eine Fülle an geeignetem Material. Mit einer kurzen Reflexion oder Diskussion im Anschluss rundest du eine sinnvoll genutzte Vertretungsstunde ab. 

Tipp: Immer eine Vertretungsstunde in Petto haben

Du willst auf Nummer sicher gehen und nicht erst in der Pause hektisch nach einer spontanen Idee suchen? Dann lohnt es sich definitiv, einen kleinen Notfall-Ordner für den Vertretungsunterricht anzulegen. Egal ob digital oder analog – ein solches Archiv erspart dir nicht nur Stress, sondern sorgt auch dafür, dass du souverän und mit Plan einspringen kannst. 

Was gehört rein? 

  • Rätselaufgaben (z. B. Logikrätsel, Sudoku, Black Stories) 

  • Spielideen (z. B. „Stadt, Land, Fluss“-Varianten, Bingo-Cards) 

  • Kreativimpulse (z. B. Weitermalbilder, Schreibimpulse) 

  • Kopiervorlagen zu aktuellen Themen (z. B. Fake News, KI, Nachhaltigkeit) 

  • Quizformate (z. B. Kahoot-Codes) 

  • einfache Bastelaufgaben oder Gruppenprojekte, die keine aufwendige Vorbereitung benötigen 

Kriterien für die Auswahl: 

  • fachunabhängig einsetzbar 

  • wenig Vorbereitung nötig, idealerweise aus dem Stegreif umsetzbar 

  • fördert Zusammenarbeit, Kreativität oder Konzentration 

  • Materialien für unterschiedliche Jahrgangsstufen 

Unser Tipp: Du musst das Rad nicht neu erfinden! Online findest du viele Materialien für Vertretungsstunden. Als Fit4Ref-Mitglied findest du zum Beispiel in unserer kostenlosen Unterrichtsmaterialdatenbank über 500.00 Materialien, die bereit für den Einsatz sind. 

Fazit: Vertretungsstunden als Chance sehen

Spontaner Vertretungsunterricht gehört zum Schulalltag. Obwohl sie eine zusätzliche Belastung sind, lohnt es sich, sie auch als Gelegenheit zu betrachten: Vertretungsstunden bieten dir die Chance, neue Methoden auszuprobieren und den Unterricht mal ganz anders zu gestalten. 

Ob Denkspiele, interaktive Quizformate oder kreative Aufgaben: Auch ohne viel Vorbereitungszeit lässt sich eine motivierende und strukturierte Stunde gestalten. Dennoch kann ein bisschen Vorbereitung nie schaden. Ein Notfall-Ordner mit flexibel einsetzbaren Materialen hilft dir dabei, dem Vertretungsunterricht gelassen entgegenzusehen. 

Quellen

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