Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Allgemeine Einführung

I. Einleitung

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist eine zentrale Voraussetzung zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Durch sie erwerben und vertiefen die Menschen die notwendigen Kompetenzen für den Aufbau einer nachhaltigen Zukunft und einer besseren, gerechteren Welt im 21. Jahrhundert (UNESCO, 2012). Diese Art von Bildung beinhaltet die Förderung von kritischem Denken und Problemlösungsfähigkeiten, die Förderung von Verantwortungsbewusstsein und die Entwicklung von Fähigkeiten zur Zusammenarbeit und Kommunikation. Sie zielt darauf ab, die Menschen dazu zu befähigen, sich aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft zu beteiligen.

BNE kann in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft vermittelt werden, einschließlich Schulen, Universitäten, Arbeitsplätzen und der Gemeinschaft. Es kann auch durch informelle Bildungsaktivitäten, wie zum Beispiel durch das Engagement in Gemeinschaftsprojekten oder durch die Teilnahme an Umweltbildungsprogrammen, vermittelt werden. Letztlich kommt der Schule, als einziger Institution, die alle Kinder umfasst, im Kontext einer „Bildung von Anfang an“ eine besondere Verantwortung zu.

© Tima Miroshnichenko / Pexels
Bildung für nachhaltige Entwicklung

II. BNE im internationalen Kontext

Bereits 2002 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution 57/254, mit der die Dekade der Vereinten Nationen "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (2005-2014) ausgerufen wurde. Die DESD zielt darauf ab, die Prinzipien und Praktiken der nachhaltigen Entwicklung in alle Aspekte von Bildung und Lernen zu integrieren (UNESCO, 2002). Die Weltkonferenz zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (Nagoya, Japan) veröffentlichte den Globalen Aktionsplan (GAP) zur Bildung für nachhaltige Entwicklung mit 130 Zielen und 349 konkreten Handlungsempfehlungen zur Umsetzung des UNESCO-Weltaktionsprogramms (2015-2019), um alle Aktivitäten zu fördern, die zur nachhaltigen Entwicklung beitragen (UNESCO, 2014). Am 25. September 2015 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (Vereinte Nationen, 2015), deren Kernstück 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind.

Eines der höchsten Ziele der SDGs ist es, eine nachhaltige Bildung und lebenslanges Lernen für alle Menschen zu fördern (SDG 4). Dieses Ziel betont die Notwendigkeit, allen Menschen Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und Schulungen zu ermöglichen, damit sie die Fähigkeiten erwerben, die sie benötigen, um in einer sich schnell verändernden Welt erfolgreich zu sein.

17ziele.de
Bildung für nachhaltige Entwicklung - 17 SDGs
Abbildung 1: 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (17ziele.de)

Im Jahr 2020 veröffentlichte die UNESCO ein neues Rahmendokument mit dem Titel "Bildung für nachhaltige Entwicklung: Auf dem Weg zu den SDGs", in dem die Erreichung der SDGs bis 2030 durch die Stärkung von BNE zum Aufbau einer gerechteren und nachhaltigeren Welt noch stärker betont wird (UNESCO, 2020). Die dritte Weltkonferenz zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (WSSD) fand vom 17. bis 19. Mai 2021 in Berlin, Deutschland, statt. Dort wurden die Roadmap "Bildung für nachhaltige Entwicklung 2030" und die Berliner Erklärung verabschiedet, in welcher die internationale Gemeinschaft dazu aufgefordert wird, "für den Planeten zu lernen und für eine nachhaltige Entwicklung zu handeln". Zudem wird darin die vollständige Integration von BNE und den 17 SDGs sowie die Entwicklung von Politiker*innen, Lernumgebungen, der Aufbau von Kapazitäten für Pädagog*innen, Empowerment und nachhaltige Entwicklung betont. Der Bericht "Learning to Live in the World: Education for the Future", wurde auf der 41. UNESCO-Generalkonferenz vorgestellt und skizziert die Bildung des Jahres 2050.

III. BNE in Deutschland

„Bildung für nachhaltige Entwicklung versetzt Lernende durch die Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten, Werten und Haltungen in die Lage, fundierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsbewusst zum Schutz der Umwelt zu handeln sowie für Wirtschaftlichkeit und eine gerechte Gesellschaft einzustehen, die Menschen aller Geschlechteridentitäten sowie heutiger und zukünftiger Generationen stärkt und gleichzeitig ihre kulturelle Vielfalt respektiert“ (UNESCO, 2022, S.8).

Die Dringlichkeit des Handelns ist Deutschland bewusst. So verwies die damalige Bundeskanzlerin, Angela Merkel, 2017 darauf, dass weniger als 5.000 Tage bis zur vereinbarten Agenda 30-Deadline blieben und der Einsatz von jedem Einzelnen nötig sei, um wesentliche Schritte zu gehen. 2021 betonte die damalige Bundesbildungsministerin, Anja Karliczek, erneut eindringlich, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung dabei ein wichtiger Schlüssel sei, um die globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemien, Ungleichheiten und Ressourcenknappheit zu bewältigen (BMBF, 2021). Das Bildungssystem hat dementsprechend die Aufgabe, zukünftige Generationen dazu zu befähigen, Kompetenzen zu erwerben, die Anpassungen an eine ungewisse, sich zunehmend schneller verändernde Welt ermöglichen und zwar von Anfang an. Dadurch sollen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene individuell und kollektiv nachhaltige Antworten auf zukunftsentscheidende Fragen gefunden werden.

„BNE ist ein lebenslanger Lernprozess und integraler Bestandteil einer qualitativ hochwertigen Bildung, welche die kognitiven, sozialen und emotionalen sowie verhaltensbezogenen Dimensionen des Lernens stärkt. Sie ist ganzheitlich und transformativ und umfasst sowohl Lerninhalte als auch Ergebnisse, die pädagogischen Ansätze und Methoden sowie die Lern- und Lehrumgebung selbst“ (UNESCO, 2022, S.8).

Gemäß der Agenda 2030 der Vereinten Nationen wird BNE in Deutschland mit dem Ziel umgesetzt, eine strukturelle Verankerung von BNE im gesamten Bildungssystem zu etablieren. Aufgrund der Länderhoheit, gibt es in Deutschland nicht das eine Konzept, das in den Schulen umgesetzt wird, vielmehr einigen sich die Kultusminister*innen aller 16 Bundesländer in der Kultusministerkonferenz auf eine Leitlinie, die dann den Rahmen-bedingungen der einzelnen Bundesländer entsprechend umgesetzt wird. Erste Beschlüsse zum Themenfeld "Umwelt und Unterricht" wurden bereits 1980 verabschiedet. Im Juni 2007 hat die Kultusministerkonferenz zwei entscheidende Initiativen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung vorgestellt: „Zum einen hat sie gemeinsam mit der Deutschen UNESCO-Kommission eine Empfehlung zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule“ verabschiedet, deren Ziel es ist, das Verständnis junger Menschen für die komplexen Zusammenhänge zwischen Globalisierung, wirtschaftlicher Entwicklung, Konsum, Umwelt-belastungen, Bevölkerungsentwicklung, Gesundheit und sozialen Verhältnissen im Unterricht zu fördern. Zum anderen hat die Kultusministerkonferenz einen gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erarbeiteten umfangreichen "Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung" vorgestellt, der als Grundlage für die „Entwicklung von Lehrplänen genutzt werden kann, konkrete Empfehlungen gibt und Material für den Unterricht anbietet“ (Kultusministerkonferenz, 2022).

Als Anreiz werden gelungene Projekte mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, so wurden in Deutschland während der UN-Dekade von 2005 bis 2014 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen UNESCO-Kommission knapp 2.000 Projekte ausgezeichnet und seit 2016 392 Auszeichnungen für Bildung für nachhaltige Entwicklung verliehen.

Ferner beteiligt sich Deutschland durchgehend an Aktivitäten zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (United Nations Economic Commission for Europe, UNECE). Gerade für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens setzt sich Deutschland besonders ein, so auch auf der 23. UN-Klimakonferenz, die 2017 in Bonn (Deutschland) stattfand. Dort ermöglichte Deutschland u. a. eine erhöhte Sichtbarkeit von BNE im Rahmen diverser Veranstaltungen wie zum Beispiel des Education Days. 2020 und 2021 unterstützte Deutschland die Entwicklung eines Folgeprogramms zum Doha-Arbeitsprogramm für „Action for Climate Empowerment“ und setzte sich dabei für Synergien zu BNE im Rahmen des künftigen Bildungsprograms der Klimakonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) ein (Bundesregierung, 2021).

IV. Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs)

Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) sind eine Reihe von Zielen, die von den Vereinten Nationen festgelegt wurden, um eine nachhaltige Entwicklung auf der ganzen Welt zu fördern. Die SDGs betreffen eine Vielzahl von Themen, von Armutsbekämpfung und Gleichberechtigung bis hin zu Klimawandel und Nachhaltigkeit.

Eines der obersten Ziele der SDGs ist die Förderung einer nachhaltigen Bildung und lebenslanges Lernen für alle Menschen (SDG 4). Eine Bildung für nachhaltige Entwicklung bezieht sich auf den Prozess, Menschen die Kenntnisse, Fähigkeiten, Werte und Haltungen zu vermitteln, die sie benötigen, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern und die SDGs zu erreichen. Diese Art von Bildung beinhaltet die Förderung von kritischem Denken und Problemlösungsfähigkeiten, die Förderung von Verantwortungsbewusstsein und die Entwicklung von Fähigkeiten zur Zusammenarbeit und Kommunikation. Es ist wichtig, dass diese Art von Bildung in allen Bereichen der Gesellschaft vermittelt wird, einschließlich Schulen, Universitäten, Arbeitsplätzen und der Gemeinschaft. Das Ziel No. 4 konzentriert sich auf die Gewährleistung einer inklusiven und gerechten Qualitätsbildung und die Förderung von Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle. Zu den spezifischen Zielvorgaben dieses Ziels gehören die Erhöhung der Zahl der Kinder, die eine Primar- und Sekundarschule besuchen können, die Verbesserung der Lernergebnisse von Kindern und die Erhöhung der Zahl der Erwachsenen, die über relevante Fähigkeiten für die Beschäftigung verfügen.

Darüber hinaus zielt SDG 4 darauf ab, geschlechtsspezifische Ungleichheiten in der Bildung zu beseitigen und einen gleichberechtigten Zugang zu erschwinglicher und hochwertiger technischer, beruflicher und tertiärer Bildung, einschließlich der Hochschulbildung, zu gewährleisten. Mit dem SDG 4 soll sichergestellt werden, dass jeder Mensch Zugang zu der Bildung und den Fähigkeiten hat, die er braucht, um ein produktives Mitglied der Gesellschaft zu sein und sein Potenzial voll auszuschöpfen. Dies wird als entscheidend für die nachhaltige Entwicklung der Länder insgesamt angesehen, da es dazu beitragen kann, die Armut zu verringern, die Gesundheit und das Wohlbefinden zu verbessern und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Der Bildungsaspekt von SDG 4 betrifft nicht nur den Zugang zu Bildung, sondern auch die Qualität, Gerechtigkeit und Relevanz der Bildung. Bildungssysteme müssen inklusiv sein und niemanden zurücklassen, insbesondere keine marginalisierten oder benachteiligten Personen oder Gruppen.

V. BNE in der Schule

Bildung für nachhaltige Entwicklung (Education for Sustainable Development, ESD) kann in der Schule in sämtlichen Fächern, auch fächerübergreifend vermittelt werden. So kann man Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und soziale Verantwortung in den Unterricht integrieren und Schüler*innen dazu zu ermutigen, aktiv an Projekten zu arbeiten, die auf die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet sind.

BNE in der Schule kann auch dazu beitragen, die Lernenden dazu zu befähigen, kritisch zu denken und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln, indem sie angeregt werden, sich mit globalen Herausforderungen auseinanderzusetzen und sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Besonders erfolgreich sind dabei Projekte, die sich auf das Schul- und Lebensumfeld der Lernenden direkt auswirken.

Quellen

Bundesregierung (2021): https://www.bne-portal.de/SiteGlobals/Forms/bne/berichtsuche/Berichtsuche_Formular.html, letzter Zugriff: 01.05.2023

Kultusministerkonferenz (2022): https://www.kmk.org/themen/allgemeinbildende-schulen/weitere-unterrichtsinhalte-und-themen/bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung.html, letzter Zugriff: 01.05.2023

UNESCO (2002): https://www.unesco.de/bildung/bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung, letzter Zugriff: 01.05.2023

UNESCO (2012): https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne_node.html, letzter Zugriff: 01.05.2023

UNESCO (2014): https://www.unesco.de/bildung/agenda-bildung-2030, letzter Zugriff: 01.05.2023

UNESCO (2020): https://www.bne-portal.de/bne/de/bundesweit/bne-2030/bne-2030_node.html, letzter Zugriff: 01.05.2023

UNESCO (2021): Bildung für nachhaltige Entwicklung - Eine Roadmap. Bonn.

UNESCO (2022): https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/einstieg_node.html, letzter Zugriff: 01.05.2023

Ein Expertenartikel geschrieben von Dr. Daniela Worek

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