#Erfahrungsbericht

Das Ref – eine einzige Prüfung, Teil I / Blogbeitrag "Nigela"

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(C) Tinatin / Fotolia

Das Ref wird bekanntlich Woche um Woche ernster. Darf man (zumindest in manchen Bundesländern) anfangs noch entspannt zusehen, wie sich andere, mehr oder weniger erfahrene Kolleg/innen durch den Unterrichtsalltag schlagen (und dabei insgeheim natürlich alles besser wissen – wer unterrichtet schon noch nach derart veralteten Konzepten?), steht man wenige Tage später schon selbst vor 30 gespannten Augenpaaren und bekommt eine erste Ahnung davon, was einen in den nächsten Wochen bis Jahrzehnten erwartet.

Die Anzahl der unterrichteten Wochenstunden steigt genauso wie der Druck, denn selbstverständlich wird man ohne Unterlass mit Argusaugen beobachtet und wird irgendwann das Gefühl nicht mehr los, selbst beim Toilettengang (oder nach Schulschluss beim Einkauf im Supermarkt) unter Beobachtung zu stehen. Dann lässt auch der erste – noch lediglich beratende – Unterrichtsbesuch nicht mehr lange auf sich warten und entpuppt sich als doch nicht so harmlos, denn diese „UBs“ tragen in BaWü immerhin einen nicht geringen Teil zu der Entscheidung bei, ob man nach den Sommerferien im selbstständigen Unterricht auf die Schüler/innen losgelassen wird.

So bleiben auch Gelas erste UBs unvergesslich: Während die Spanischfachleiterin die gezeigte Stunde erfreulicherweise direkt für lehrprobenreif hielt, bezeichnete die Deutschfachleiterin Gelas Stimme zwar „als ein Geschenk Gottes“ (aha), fügte aber nach einigem Überlegen hinzu: „Sie sind so GANZ anders als ich.“ Stimmt. 40 Jahre jünger, 30cm größer und vor allem mindestens 80mmHg ruhiger! Leider sah Gelas Fachleiterin das nicht als angenehme Abwechslung für die Schüler/innen (wer würde es schon ertragen, den ganzen Tag, ganz zu schweigen von einem ganzen Schulleben, vom gleichen Lehrer/innentyp unterrichtet zu werden?), sodass Gela von diesem Zeitpunkt an wusste, dass sie sich noch sehr würde ins Zeug legen können – eine Eins konnte sie in Deutsch nicht mehr erwarten.

Ist diese Hürde genommen, wartet nach den Sommerferien auch schon die erste Note: die Schulrechtsprüfung. Auch an ihren Schulrechtskurs erinnert Gela sich noch lebhaft. Dort lernte sie Woche um Woche wichtige Weisheiten, wie z. B. dass man nicht mit Schüler/innen auf halb zugefrorenen Seen Schlittschuh laufen gehen sollte, dass es nicht sinnvoll ist, den lieben Kleinen mit der Hölle zu drohen und dass man sie nicht würgen und auch keine eingezogenen Handys behalten darf. Da drängt sich die Frage auf, wie dieses bahnbrechende Wissen abgeprüft wird. Am großen Tag ging es dann aber doch nur ganz unspektakulär um § 90 des Schulgesetzes(Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen). Man bekommt ein Fallbeispiel vorgelegt und muss dazu aus juristischer Perspektive Stellung nehmen. Nach nur 20 Minuten ist der Spuk vorbei und die erste Prüfung im Rahmen des Referendariats gemeistert.

Zweite Herausforderung nach den Sommerferien: Die lang ersehnte Freiheit des Unbeobachtetseins! Schnell stellt man nämlich fest, dass nun nicht mehr ein/e erfahrene/r Kolleg/in das Unterrichtsgeschehen kritisch prüft, sondern die Besitzer/innen der bereits erwähnten 30 Augenpaare, die mindestens genauso schnell raushaben, was man ohne die schützende Anwesenheit einer bereits mehr oder weniger anerkannten Autoritätsperson draufhat oder eben auch nicht. Das kann je nach Typ und Klasse gleichermaßen Fluch wie Segen sein und wie so oft ist hier die goldene Mitte zwischen unnachgiebiger Strenge, geduldigem Verständnis und lockerem Humor der Weg zum Ziel.

In dieser Konstellation ist man dann vollauf damit beschäftigt, die größeren und kleineren Alltagskatastrophen des Schuljahres zu meistern, quasi nebenher eine „Doku“ zu schreiben (die zweite Staatsexamensarbeit besteht in BaWü laut GymPO II derzeit aus der Auseinandersetzung „mit einem pädagogisch-didaktischen Handlungsfeld der eigenen schulischen Praxis“), und ehe man sich’s versieht, steht auch bereits der erste Lehrprobenzeitraum vor der Tür. Was es mit diesen nervenaufreibenden Zeiträumen unterschiedlicher Länge genau auf sich hat, erfahrt ihr beim nächsten Mal. Wer nicht mehr so lange auf Details zum Verfassen von Stoffverteilungsplänen, zu „Showstunden“ sowie zu Kolloquien in Fachdidaktik und Pädagogik warten will, stöbert bis dahin schon ein bisschen in unserem Buch. Denn jetzt (23:11 Uhr) muss erstmal noch schnell der Unterricht für morgen vorbereitet werden …

Tipp aus der Fit4Ref-Redaktion:

(C) Nicole Lüke

Dieser Blogbeitrag wurde von den beiden Buchautorinnen "Ni" und "gela" verfasst. In dem Buch "Mit Nigela durchs Referendariat" findet ihr noch viele weitere spannende Geschichten rund um das Referendariat.

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