Von Zensuren und Zwischentönen - Zeugnisse schreiben mit Herz und Verstand

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Alle sechs Monate stellt sich eine weitere spannende Herausforderung: das Schreiben von Zeugnissen. Vielen Lehrkräften fällt es schwer, die Leistungen und das Verhalten von Schüler*innen auf eine bloße Zahl zu reduzieren. Wie kann dies mit dem Anspruch an individuelle Förderung und Ermutigung junger Menschen in Einklang gebracht werden? In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du diesen scheinbaren Widerspruch auflösen und den Prozess der Notenvergabe gelassener angehen kannst. Darüber hinaus teilen wir kreative Anregungen, wie du die Zeugnisübergabe zu einem besonderen Moment machen kannst.

Zeugnisse schreiben mit Herz und Verstand

Zeugnisse schreiben: Darauf solltest du achten

Das Schreiben von Zeugnissen ist für viele Lehrkräfte nicht nur eine verantwortungsvolle, sondern oft auch herausfordernde Aufgabe. Es gilt, die Schüler*innen fair zu bewerten, sie zu motivieren und dabei mögliche Konsequenzen für Versetzungen oder weiterführende Schulen im Blick zu behalten. Dabei ist es wichtig, die Balance zwischen objektiver Bewertung, pädagogischem Feingefühl und den individuellen Bedürfnissen der Schüler*innen zu finden. Zeugnisse können nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Ausblick sein, der die Lernenden ermutigt und Perspektiven für ihre Weiterentwicklung bietet.

Neben den schriftlichen Leistungen und der mĂĽndlichen Mitarbeit solltest du dazu auch die individuellen Entwicklungen und Fortschritte der SchĂĽler*innen berĂĽcksichtigen. Damit dir das gelingt, haben wir ein paar Tipps fĂĽr dich:

  • FrĂĽhzeitig starten: Beginne rechtzeitig mit der Benotung, um unnötigen Stress durch unvorhergesehene Ausfälle zu vermeiden.
  • Zwischennoten einfĂĽhren: Gib den SchĂĽler*innen im Vorfeld eine Orientierung durch Zwischennoten. Dadurch können sie einschätzen, wo sie stehen, und bei Bedarf gezielt an ihrer Leistung arbeiten, zum Beispiel durch mehr Einsatz bei Hausaufgaben, eine aktivere Mitarbeit oder zusätzliche Aufgaben wie Referate.
  • Feedback im Unterricht: Regelmäßiges Feedback während des Unterrichts motiviert und gibt den SchĂĽler*innen klare Hinweise, woran sie arbeiten können. Achte darauf, Feedback konstruktiv und stärkenorientiert zu formulieren. So lernen die SchĂĽler*innen, ihre Stärken und Schwächen besser einzuschätzen, und fĂĽhlen sich stärker in den Prozess eingebunden.
  • Selbsteinschätzung fördern: Lass die SchĂĽler*innen ihre eigene Leistung bewerten, zum Beispiel durch Fragebögen zur Selbsteinschätzung. Vergleiche anschlieĂźend ihre Einschätzungen mit deiner Bewertung und besprecht diese gemeinsam.
  • Gespräche bei Unsicherheiten: Stehen SchĂĽler*innen zwischen zwei Noten? Besprich die Leistungen mit anderen Lehrkräften, um ein umfassendes Gesamtbild zu erhalten und deine Einschätzung zu validieren. Eine Gelegenheit dafĂĽr bietet zum Beispiel die Zeugniskonferenz.
  • Wertschätzende Formulierungen: Achte auf eine positive und motivierende Sprache im Zeugnis. Selbst bei kritischen Punkten sollte der Fokus auf konstruktiver Ermutigung liegen, um die SchĂĽler*innen nicht zu entmutigen.

Unser Tipp: Nimm dir immer Zeit für Gespräche mit den Schüler*innen – sowohl vor als auch nach der Zeugnisvergabe. Ein ehrlicher und transparenter Austausch über ihre Leistungen, Herausforderungen und Ziele schafft Vertrauen und stärkt die Motivation. So wird das Zeugnis nicht nur als Bewertung wahrgenommen, sondern als wertvolle Orientierungshilfe für den weiteren Weg.

Zeugnislisten rechtzeitig ausfĂĽllen

Die Noten der SchĂĽler*innen werden vor der Zeugniserstellung in einer Zeugnisliste gesammelt. Informiere dich rechtzeitig, wo du die Zeugnisliste findest und bis wann du die Noten in die Zeugnislisten eintragen kannst. Am besten setzt du dir deine eigene Deadline etwas frĂĽher.

Zum Ende eines Schuljahres gibt es in der Zeugnisliste pro Fach mehrere leere Felder, die du ausfüllen musst. In der Regel gibt es auf jeden Fall Felder für die Noten im 1. Halbjahr und im gesamten Schuljahr (bzw. 2. Halbjahr). Darüber hinaus können die Noten aus dem vorherigen Schuljahr, Fehlstunden und andere Bemerkungen, wie beispielsweise zum Sozial- und Arbeitsverhalten, eingetragen werden. Beachte, dass du ebenfalls Notentendenzen mit einem + oder – festhalten kannst, diese aber nicht im Zeugnis abgebildet werden.

Unser Tipp: Am besten fĂĽhrst du von Anfang an deine eigene Notenliste. Eine Vorlage steht dir kostenfrei als Downloadable unter der Rubrik Organisation zur VerfĂĽgung.

Auch unser Fit4Ref Lehrkräftekalender, den wir jedes Jahr unter unseren Mitgliedern verlosen, beinhaltet unterschiedliche Notenlisten. Wann es so weit ist, erfährst du über www.fit4ref.de oder auf unserem Instagram-Kanal @fit4ref – folgen lohnt sich!

Berichtszeugnisse: AusfĂĽhrliches Feedback mit Mehrwert

Im ersten Schuljahr gibt es für die Schüler*innen ein Zeugnis in Textform. Auch in höheren Klassenstufen kann ein solches Zeugnis ergänzend zur Notenbewertung erstellt werden. Mithilfe präziser und einfühlsamer Formulierungen stellen Lehrkräfte darin nicht nur die Leistungen in den einzelnen Fächern, sondern auch das Arbeits- und Sozialverhalten differenziert dar.

Wichtig zu wissen: Der Zeitpunkt, ab dem mit Ziffernoten bewertet wird, variiert je nach Bundesland. In den meisten Bundesländern beginnt die Ziffernbewertung jedoch ab der zweiten oder dritten Klasse. Dennoch haben Berichtszeugnisse – unabhängig von der Jahrgangsstufe – das Potenzial, eine detaillierte und motivierende Rückmeldung zu geben, die über die reine Notendarstellung hinausgeht.

Die Erstellung eines Berichtszeugnisses ist jedoch anspruchsvoll und zeitintensiv. Neben der präzisen und ausgewogenen Beschreibung der Leistungen sollte auch darauf geachtet werden, dass die Formulierungen eine motivierende und wertschätzende Wirkung haben. Dabei können Bausteine oder Formulierungshilfen, die von Schulen, Verlagen oder Online-Tools bereitgestellt werden, eine wertvolle Unterstützung sein. Diese Hilfsmittel helfen insbesondere beim Einstieg oder bei der Strukturierung der Zeugnisse. Doch Vorsicht: Standardisierte Formulierungen allein werden dem Anspruch an Individualität oft nicht gerecht. Die Kunst besteht darin, diese Vorlagen als Grundlage zu nutzen und sie mit einer persönlichen Note zu versehen. Nur so kannst du sicherstellen, dass die spezifischen Stärken, Fortschritte und Potenziale deiner Schüler*innen wirklich sichtbar werden. Ein individuell gestaltetes Berichtszeugnis trägt dazu bei, das Vertrauen zwischen Lehrkraft, Schüler*innen und Eltern zu stärken und den Lernprozess positiv zu beeinflussen.

Unser Tipp: Plane ausreichend Zeit für die Erstellung der Zeugnisse ein, um eine reflektierte und sorgfältige Rückmeldung zu ermöglichen. Ein kollegialer Austausch mit anderen Lehrkräften kann zudem hilfreich sein, um neue Perspektiven und Formulierungsansätze zu gewinnen. Auf diese Weise wird das Berichtszeugnis zu einem wertvollen Instrument für eine konstruktive und förderliche Zusammenarbeit.

Die Zeugnisübergabe: Ein besonderer Moment voller Wertschätzung

Die Zeugnisübergabe ist für viele Schüler*innen ein spannender und emotionaler Moment: Aufregung, Spannung und die Vorfreude liegen in der Luft. Doch nicht selten begleitet diesen Anlass auch ein Gefühl von Druck – besonders dann, wenn ein Schulwechsel, die Versetzung oder elterliche Erwartungen im Raum stehen. Als Lehrkraft erlebst du diese Momente hautnah mit und hast die Chance, sie positiv zu prägen. Fakt ist: Die Leistungen deiner Schüler*innen sind bereits erbracht – jetzt liegt es in deinen Händen, die Zeugnisübergabe so zu gestalten, dass sie zu einem wertschätzenden und motivierenden Abschluss des Schuljahres wird.

Doch wie vermittelst du deinen Schüler*innen, dass ihr Wert weit über die reinen Zahlen hinausgeht? Gerade in einer Zeit, in der Leistung oft an Noten gemessen wird, kannst du als Lehrkraft ein wichtiges Signal setzen: Es ist nicht nur die akademische Leistung, die zählt, sondern auch persönliches Wachstum, soziale Kompetenzen und individuelle Stärken. Diese Aspekte sichtbar zu machen, stärkt das Selbstbewusstsein der Schüler*innen und motiviert sie, ihre Potenziale weiter zu entfalten.

Wir haben einige inspirierende Ideen gesammelt, wie du die ZeugnisĂĽbergabe zu einem besonderen Moment machen kannst:

  • Ein persönliches Wort fĂĽr jede*n: Nutze die Gelegenheit, um in einem kurzen Gespräch oder einer kleinen Ansprache individuelle Stärken oder besondere Entwicklungen deiner SchĂĽler*innen hervorzuheben. Das zeigt, dass du sie als Person wahrnimmst und ihre BemĂĽhungen schätzt.
  • Eine kreative Geste: Ăśberreiche die Zeugnisse in einem feierlichen Rahmen, zum Beispiel mit Musik, einer kleinen Dekoration oder symbolischen Gesten wie einer Blume, einem Lobkärtchen oder einer kleinen Motivation fĂĽr das nächste Halbjahr.
  • Gemeinsamer RĂĽckblick: Lass die Klasse auf das vergangene Schulhalbjahr zurĂĽckblicken. Was waren zum Beispiel fĂĽr dich die schönsten Momente? Ein solcher Austausch stärkt den Zusammenhalt und rĂĽckt das Zeugnis in einen größeren Zusammenhang.
  • Erfolge feiern: Nutze die ZeugnisĂĽbergabe als Gelegenheit, nicht nur individuelle Leistungen zu wĂĽrdigen, sondern auch die gemeinsamen Erfolge der Klasse zu feiern, sei es bei Projekten, AusflĂĽgen oder anderen Highlights des Schulhalbjahres.
  • Blick nach vorne: SchlieĂźe die Ăśbergabe mit motivierenden Worten fĂĽr die Zukunft ab. Ermutige deine SchĂĽler*innen, neugierig zu bleiben, ihre Ziele zu verfolgen und an sich zu glauben.

Denke daran: Die Zeugnisübergabe ist nicht nur ein formaler Akt, sondern eine wertvolle Chance, den Schüler*innen zu zeigen, dass sie als Individuen geschätzt werden – und dass Lernen ein Prozess ist, der weit über Noten hinausgeht. Indem du diese Momente mit Herz und Kreativität gestaltest, sorgst du für ein positives Erlebnis, das lange in Erinnerung bleibt.

Abbildung 1: 5 Ideen fĂĽr die ZeugnisĂĽbergabe (eigene Darstellung)

Das Schuljahr reflektieren: Ein gemeinsamer Blick zurĂĽck und nach vorn

Die Reflexion des Schuljahres bietet nicht nur eine Gelegenheit, innezuhalten, sondern auch den Lernprozess und die Entwicklung der Klasse bewusst zu würdigen. In einer gemeinsamen Runde kannst du mit deinen Schüler*innen die vergangenen Monate Revue passieren lassen und dabei den Fokus auf mehr als nur schulische Leistungen legen. Besondere Momente wie Klassenfahrten, Ausflüge, gemeinsame Projekte oder auch kleine, humorvolle Insider aus der Klassengemeinschaft können helfen, ein lebendiges und wertschätzendes Bild des Schuljahres zu zeichnen. Die Reflexion kann strukturiert und gleichzeitig kreativ gestaltet werden, um alle Schüler*innen aktiv einzubinden. Du könntest beispielsweise eine Mischung aus mündlichem Austausch, schriftlichen Beiträgen und visuellen Elementen nutzen, um die Vielfalt der Erlebnisse einzufangen. Leitfragen können dabei den Einstieg erleichtern:

  • Was war dein absolutes Highlight in diesem Schuljahr?
  • Welches Thema oder Projekt hat dir am meisten SpaĂź gemacht?
  • Was hat dich in diesem Jahr besonders herausgefordert, und wie bist du damit umgegangen?
  • Welches Klassenwort oder Motto beschreibt unser Schuljahr am besten?
  • In diesem Schuljahr habe ich gelernt … (Satz vervollständigen).
  • Was möchtest du im nächsten Schuljahr anders oder besser machen?

Ergänzend zu den Leitfragen kannst du Reflexionsmethoden einsetzen, wie zum Beispiel eine „Erinnerungswand“, auf der die Schüler*innen ihre Lieblingsmomente und Gedanken notieren, oder eine „Dankbarkeitsrunde“, in der sie sich gegenseitig für positive Erlebnisse oder Unterstützung bedanken. Dies stärkt die Klassengemeinschaft und schafft eine wertschätzende Atmosphäre.

Gleichzeitig ist es wichtig, die emotionale Seite der Reflexion nicht aus dem Blick zu verlieren. Während gute Noten Grund zur Freude sind, können schlechtere Ergebnisse Sorgen, Enttäuschung oder Frustration auslösen. Nimm dir Zeit, um auf diese Gefühle einzugehen, und zeige Empathie. Signalisiere deinen Schüler*innen, dass Rückschläge keine Endstation sind, sondern ein Teil des Lernprozesses. Unterstütze sie darin, ihre Erfolge – auch die kleinen – anzuerkennen und neue Ziele für die Zukunft zu setzen.

Abschließend kannst du die Reflexion nutzen, um einen Blick nach vorn zu werfen. Besprecht gemeinsam, was die Klasse im nächsten Schuljahr erreichen möchte, welche Themen oder Projekte sie interessieren und wie sie weiterhin als Gemeinschaft wachsen können. Eine solche zukunftsorientierte Perspektive stärkt nicht nur die Motivation, sondern hilft den Schüler*innen auch, positive und konkrete Ziele zu formulieren.

Durch eine bewusst gestaltete Reflexion wird das Ende des Schuljahres zu einem wertvollen Abschluss, der alle Beteiligten ermutigt und inspiriert, den nächsten Abschnitt mit Zuversicht anzugehen.

Personalisierte Worte: Wertschätzung, die in Erinnerung bleibt

Es muss nicht gleich ein Berichtszeugnis sein – manchmal genügen ein paar sorgfältig gewählte, persönliche Worte, um Schüler*innen zu zeigen, dass sie als Mensch wahrgenommen und geschätzt werden. Mit individuellen Texten kannst du nicht nur schulische Leistungen würdigen, sondern auch persönliche Stärken, Fortschritte und besondere Beiträge zur Klassengemeinschaft hervorheben. Dabei geht es darum, das Einzigartige, das deine Schüler*innen in die Gruppe einbringen, sichtbar zu machen – sei es durch Hilfsbereitschaft, Kreativität, Humor oder eine positive Einstellung.

Solch ein persönliches Feedback zeigt deinen Schüler*innen, dass Lernen ein kontinuierlicher Prozess ist, bei dem nicht nur Ergebnisse, sondern auch Bemühungen und Entwicklungen zählen. Es rückt die Wertschätzung für individuelle Wege und Herausforderungen in den Fokus und gibt Raum, auch vermeintlich kleinere Erfolge anzuerkennen, die oft übersehen werden.

Tipps für eine gelungene persönliche Ansprache:

  • Das Wichtigste zuerst: Um am Ende eines Schulhalbjahres oder gar Schuljahres persönliche RĂĽckmeldungen zu geben, solltest du dir am besten vom ersten Schultag an Notizen zu den einzelnen SchĂĽler*innen machen.
  • Sei konkret: Nenne spezifische Situationen oder Beispiele, die die Stärken oder Fortschritte der Person greifbar machen. Zum Beispiel: „Dein Einsatz bei der Projektarbeit hat nicht nur unser Ergebnis verbessert, sondern auch das Team motiviert.“
  • Betone die Persönlichkeit: Gehe auf Eigenschaften ein, die den Charakter deiner SchĂĽler*innen auszeichnen, wie Durchhaltevermögen, Neugierde oder eine positive Ausstrahlung.
  • Erkenne Beiträge zur Gemeinschaft an: Schätze gezielt den sozialen Beitrag der SchĂĽler*innen, wie beispielsweise ihre Fähigkeit, anderen zu helfen, Konflikte zu lösen oder die Klasse mit neuen Ideen zu bereichern.
  • Blicke nach vorn: Formuliere motivierende Ausblicke, die deine SchĂĽler*innen ermutigen, ihre Stärken weiterzuentwickeln oder neue Herausforderungen anzugehen.

Solche personalisierten Worte fördern nicht nur ein Growth Mindset, indem sie die Bedeutung von Fortschritt und Entwicklung betonen, sondern tragen auch maßgeblich zur Stärkung des Selbstvertrauens bei. Schüler*innen, die spüren, dass ihre individuellen Leistungen und Bemühungen gesehen werden, entwickeln eine positivere Einstellung zum Lernen und fühlen sich ermutigt, auch in schwierigen Situationen dranzubleiben.

Eine besondere Geste könnte sein, diese persönlichen Worte schriftlich in Form eines kleinen Briefs oder einer Karte zu übermitteln, die die Schüler*innen als Erinnerung behalten können. Dies verleiht deinen Worten Beständigkeit und zeigt, dass du dir Zeit genommen hast, um ihre individuellen Stärken und Erfolge zu würdigen.

Mit personalisierten Worten schenkst du deinen Schüler*innen nicht nur Anerkennung, sondern auch Motivation und Zuversicht für ihren weiteren Weg – eine kleine, aber nachhaltige Geste, die sie über das Schuljahr hinaus begleiten kann.

Zeugnis fĂĽr dich als Lehrkraft: Wertvolle Einblicke aus der Perspektive deiner SchĂĽler*innen

Wie wäre es, den Spieß einmal umzudrehen und die Schüler*innen ein „Zeugnis“ für dich erstellen zu lassen? Diese ungewohnte Perspektive ist nicht nur eine spannende Erfahrung für die Klasse, sondern auch eine wertvolle Gelegenheit für dich, Feedback zu deinem Unterricht zu erhalten. Dieses ist nicht nur ein Zeichen von Wertschätzung gegenüber ihrer Meinung, sondern hilft dir auch, dich weiterzuentwickeln und zeigt gleichzeitig, dass auch Lehrkräfte Teil eines lebenslangen Lernprozesses sind. Laut Helen Timperley, einer Expertin für evidenzbasierte Lehrkräftebildung, ist regelmäßiges Feedback von Schüler*innen ein zentraler Faktor, um die Unterrichtsqualität nachhaltig zu verbessern.

Warum das Feedback von Schüler*innen so wertvoll ist: Das Ausfüllen eines Zeugnisformulars für dich als Lehrkraft fördert bei deinen Schüler*innen die Fähigkeit zur Reflexion und einer differenzierten Bewertung. Gleichzeitig erhältst du ehrliche Einblicke in ihre Wahrnehmung – von den Aspekten deines Unterrichts, die besonders gut ankommen, bis hin zu potenziellen Verbesserungspunkten. Diese Art von Feedback kann dir helfen, deine Stärken bewusster einzusetzen und deinen Unterricht gezielt weiterzuentwickeln.

So kannst du die Zeugnisse gestalten:

  • Anonymität gewährleisten: Damit die SchĂĽler*innen ehrlich und offen antworten können, sollten die RĂĽckmeldungen anonym erfolgen.
  • Strukturierte Fragen: Formuliere klare und einfache Fragen, die verschiedene Bereiche deines Unterrichts abdecken, zum Beispiel:
    • „Was hat dir in diesem Schuljahr besonders gut gefallen?“
    • „Wobei hast du am meisten gelernt?“
    • „Was könnte ich als Lehrkraft noch besser machen?“
    • „Welche Momente im Unterricht haben dir besonders SpaĂź gemacht?“
    • „Gibt es etwas, das du dir fĂĽr die Zukunft wĂĽnschst?“
  • Kreative Methoden: Du kannst auch alternative Methoden nutzen, wie Smileys zum Ankreuzen oder Platz fĂĽr kurze Notizen und Zeichnungen, besonders fĂĽr jĂĽngere SchĂĽler*innen.

Die Ergebnisse dieses Feedbacks geben dir nicht nur wertvolle Hinweise auf die Wirksamkeit deines Unterrichts, sondern stärken auch die Beziehung zu deinen Schüler*innen. Sie spüren, dass ihre Meinung zählt und du bereit bist, sie ernst zu nehmen. Gleichzeitig setzt du ein Beispiel für eine offene Feedbackkultur, die dazu ermutigt, konstruktiv über Stärken und Schwächen zu sprechen.

Unser Tipp: Eine Vorlage für ein „Zwischenzeugnis“, welches du dir von deinen Schüler*innen einholen kannst, findest du als kostenloses Downloadable unter der Rubrik „Ausgabematerial“. Logge dich dafür einfach ein oder registriere dich kostenfrei! Denn eine gut strukturierte Vorlage erleichtert die Durchführung und sorgt dafür, dass die Rückmeldungen übersichtlich und aussagekräftig bleiben.

Fazit: Zeugnisse schreiben – mehr als bloße Zahlen

Das Schreiben von Zeugnissen ist zweifellos eine verantwortungsvolle Aufgabe. Schließlich können die Noten entscheidend für die weitere Schullaufbahn deiner Schüler*innen sein. Doch Zeugnisse sind weit mehr als eine Ansammlung von Ziffern – sie sind eine Gelegenheit, Entwicklung sichtbar zu machen, Perspektiven zu eröffnen und Wertschätzung auszudrücken.

Bereits während des Schul(halb)jahres kannst du durch offene Gespräche und regelmäßiges Feedback eine Kultur der Transparenz und Motivation schaffen. So gibst du deinen Schüler*innen nicht nur die Chance, ihre Leistungen zu reflektieren und sich zu verbessern, sondern beteiligst sie an ihrem Lernprozess.

Die Zeugnisübergabe bietet schließlich einen besonderen Moment, um über reine Noten hinauszugehen: Sie ist eine Gelegenheit, alle Schüler*innen in ihrer Einzigartigkeit anzuerkennen, Erfolge zu feiern und Mut für kommende Herausforderungen zu machen. Indem du den Menschen hinter den Zahlen siehst, zeigst du deinen Schüler*innen, dass ihr Wert unermesslich größer ist als jede Note auf dem Papier.

Ein Zeugnis ist nicht das Ende eines Weges – es ist ein Zwischenhalt, ein Rückblick und ein Ausblick zugleich. Es liegt in deinen Händen, diesen Moment so zu gestalten, dass er inspiriert, ermutigt und in Erinnerung bleibt.

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