#Schüler #Lernen

Wie Schüler*innen am besten lernen

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(C) wavebreakmedia / shutterstock

Die Frage danach, wie Menschen am besten lernen, ist nicht nur eine zentrale Frage der Schule, sondern eine des gesamten Lebens. Immer häufiger ist vom "lebenslangen Lernen" die Rede und das in allen Bereichen – auch abseits von Schule und Lehrberuf. Lernen wird somit immer häufiger ein wichtiger Bestandteil unserer Lebenswelt. Daher stellt sich umso mehr die Frage, wie das am Besten geht – und warum wir manchmal hoffnungslos daran scheitern. 

Lernen und Bildung

Jeder kennt es: Du musst etwas für Deine Mathearbeit oder die Geschichtsklausur lernen. Du siehst Dir Deine Unterlagen und Lehrbuchtexte unzählige Male an, aber die Inhalte bleiben einfach nicht im Kopf. Woran liegt das? Die maßgebliche Unterscheidung der Begriffe Lernen und Bildung kann uns dafür eine Antwort liefern. Denken wir zunächst an die Metapher eines Bildhauers: Mühsam bearbeitet dieser einen zunächst formlosen Marmorblock und verleiht ihm über viel Zeit hinweg durch Arbeit und Willenskraft eine Gestalt. Inhalte, die Dich bilden, gehen nicht spurlos an Dir vorbei. Sie formen Dich. Sie beeinflussen, wer Du bist und wirst. Und ihre Wirkung bleibt für immer. Demgegenüber steht das bloße Lernen von Inhalten. Jeder kennt das Phänomen, für eine Klausur unglaublich viel gebüffelt zu haben, die Arbeit dann zu schreiben und die Inhalte binnen Tagen wieder zu vergessen. Woran liegt das? Ganz einfach: Die Inhalte formen Dich nicht. Sie gehen an Dir vorbei. Sie haben Dich nicht gebildet, Du hast sie nur gelernt. Der Schlüssel ist nun, die Inhalte so zu vermitteln und auszuwählen, dass dies nicht passiert. Wie schaffst Du das? Es gelingt Dir laut dem Informationswissenschaftler Bateson dann, wenn der Lehrstoff in der Welt des Lernenden "einen Unterschied macht". Wenn der Lernende versteht: "Das hat etwas mit mir zu tun. Das ist wichtig für mich." 

Stoff, der einen Unterschied macht – Lebensweltbezug

Die zentrale Frage ist also: Wie schaffst Du es, einen Unterricht zu halten, der einen Unterschied im Leben Deiner Schüler*innnen macht? Der erste wichtige Schritt ist der Lebensweltbezug. Hier sollen die Lernenden das Stundenthema in Bezug zu ihrem persönlichen Alltag bzw. zu ihren eigenen Erfahrungen setzen und so merken, dass der Inhalt dieser Stunde etwas mit ihnen und der Welt um sie herum zu tun hat. Diesen Bezug solltest Du bereits im Einstieg der Stunde etablieren. Dadurch wird eine hohe Beteiligung und Interesse seitens der Lernenden gewährleistet. 

In Deutsch kann das zum Beispiel bedeuten, dass Du bei dem Thema Rechtschreibung den Text einer fiktiven Schüler*in (vielleicht eines liebgewonnenen Charakters aus einem zuvor gelesenen Buch) an die Wand projizierst, der immer wieder den gleichen Fehler macht. Die Schüler*innen werden nun gebeten, der Figur bei der Korrektur zu helfen. Wir kennen alle die schmerzliche Erfahrung, durch die Lehrkraft auf eigene Fehler hingewiesen zu werden. In der Regel genießen Lernende diesen Rollentausch und erfahren ihre eigene Expertise durch das Erkennen dieser Fehler, was ungemein motivierend ist. Auch Zitate, Bilder, Statistiken und kurze Videos oder Ausschnitte funktionieren gut für diese Übung. 

Abwechslung und verschiedene Lerntypen

Mit einem gut gewählten Einstieg erreichst Du eine relativ hohe Schüleraktivierung und somit gute Voraussetzungen für ein produktives Lernen. Wichtig ist es nun, die erzielte Beteiligung nicht wieder zu verlieren. Zunächst solltest Du auf die verschiedenen Lerntypen Rücksicht nehmen. Grob gesagt, können drei Lerntypen unterschieden werden. Zum einen gibt es akustische Lerner, also Personen, die am Ehesten über das Hören lernen, zum anderen visuelle Lerner, bei denen das Sehen im Vordergrund steht. Als dritter Typ werden davon haptische Lerner abgegrenzt, d.h. Personen, die vor allem über das praktische Üben lernen. Unterricht, in dem die Schüler*innen gut lernen, ist nicht nur solcher, der relevante Inhalte mit Lebensweltbezug anbietet, sondern zudem für verschiedene Lerntypen in verschiedenen Phasen verschiedene Lernanker setzt. Der Einstieg kann beispielsweise ein Lied sein (akustisch), zu dessen Inhalt sich die Lernenden äußern. Die Erarbeitung ist ein Text, der Grundzüge des im Lied angesprochenen Problems erläutert (visuell). Nach dem Unterrichtsgespräch und der Zwischensicherung an der Tafel folgt eine Pro-Contra-Debatte. Diese wird von den Lernenden auf der Basis der gesammelten Aspekte durchgeführt (haptisch). So hast Du nicht nur verschiedene Lerntypen berücksichtigt, sondern auch vielfältige Methoden und Abwechslung in den Unterricht gebracht. 

Differenzierung

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Heterogenität, also das Leistungsgefälle unserer Schulklassen, immer stärker wird. Unterricht, in dem alle Schüler*innen gut lernen ist deshalb einer, der die verschiedenen Leistungsniveaus bedient. Dies bedeutet, dass Du als Lehrkraft verschiedene Materialien anbieten musst. Diese sollen nicht nur von Lernenden mit unterschiedlicher Leistungsstärke zu bewältigen sein. Auch die Schüler*innen verschiedener Leistungsstufen sollten etwas zum Unterrichtsgespräch im Plenum beitragen können. Ein weniger anspruchsvolles Lernmaterial darf nicht weniger wertvolle Ergebnisse bringen. Es sollte Dir gelingen, einen lebensnahen Einstieg, der das Interesse der Lernenden gewinnt und aufrechterhält, zu schaffen. Dies erreichst Du durch methodische Abwechslung, die verschiedene Lerntypen anspricht, und durch differenziertes Material, das verschiedene Leistungsstufen bedient. Wenn dabei die Qualität der Ergebnisse nicht leidet, bestehen gute Voraussetzungen, dass alle Schüler*innen effektiv und mit Freude lernen. Auf diese Weise kann Unterricht einen Unterschied machen. 

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