Alternative Berufe nach der Lehramtsausbildung: Deine Chancen abseits des Klassenzimmers

Lesezeit:  15 Minuten
Letztes Update:  10.02.2025

Lehramt? Ein Traumberuf! – Das hast du bestimmt gedacht, als du dich für das Lehramtsstudium entschieden hast. Nach einer Regelstudienzeit von meist acht Semestern, begann dann der Vorbereitungsdienst. Eine herausfordernde Zeit, die so manche an die Belastungsgrenze bringt und nicht selten auch große Zweifel weckt, ob man den gewählten Weg auch wirklich fortsetzen möchte. Sollte dies bei Dir der Fall sein, verzweifle nicht! Wir zeigen dir, welche alternativen Berufe nach der Lehramtsausbildung für dich möglich sind.

Alternative Lehramt

Lehramt und Alternativen: Neue Spezialisten braucht das Land!

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine berufliche Umorientierung?

Nicht jeder findet im Lehrerberuf Erfüllung, und das ist vollkommen in Ordnung. Einige orientieren sich direkt im Studium um, andere schließen erst den Vorbereitungsdienst mit der Zweiten Staatsprüfung ab, wieder andere hoffen darauf, dass sich im Schulalltag ohne den zusätzlichen Druck der Ausbildung endlich die Freude an der Arbeit einstellt, die man zu Beginn der Ausbildung vor sich gesehen hat. Wann auch immer du für dich entscheidest, dass du einen anderen Weg einschlagen solltest der Wunsch nach Veränderung ist völlig legitim und bietet letztlich eine Chance. Viele durchleben dennoch zunächst einen inneren Konflikt, wenn sie feststellen, dass sie nicht dauerhaft im Schulsystem arbeiten wollen oder können. Doch diese Erkenntnis zuzulassen und sich beruflich neu zu orientieren, ist der erste Schritt, um einen Beruf zu finden, der besser zu einem passt.

Habe ich mein Leben gegen die Wand gefahren?

Erzählst du deinem Umfeld, dass du nach der Lehramtsausbildung einen alternativen Beruf anstrebst, stößt das oft auf Überraschung, Angst und Unverständnis. Aussagen wie „Aber warte doch noch ab“ oder „Du hast doch so viel investiert!“ können verunsichern. Gerade für diejenigen, die den Vorbereitungsdienst abbrechen oder nicht bestehen, ist diese Zeit besonders schwierig. Häufig braucht man dann ganz viel Kraft – insbesondere, weil meist der kleine Rest Selbstbewusstsein, der sich in den vergangenen Monaten stetig verkleinert hat, wieder gerettet werden muss.

"Wenn ich das nicht kann, kann ich vielleicht gar nichts", "Wer will mich schon nehmen?", "Es gibt doch gar keine alternativen Berufe für mich."

Dies sind Gedanken, die einem dann häufig im Kopf herumwirbeln und das Leben schwer machen. Es ist eine Art Trauerprozess, sich von der alten Lebensplanung zu verabschieden und neu anzufangen. Glück hat, wer Unterstützung bekommt. Wer in seinem Umfeld keinen Zuspruch hat oder einfach auch Erfahrungsberichte braucht, sollte sich in Foren umsehen. Wenn du dich in einer solchen Situation befindest, sollte dir auch eins klar werden: Du bist nicht alleine! Du bist nicht die erste Person und auch nicht die Letzte, der das passiert! Und ja, es darf dir auch wehtun – das ist völlig in Ordnung und auch normal, wenn man das Gefühl hat, völlig falsch abgebogen zu sein. Wichtig ist: Positiv bleiben! Denn alles passiert aus einem Grund und wer weiß – vielleicht bewahrt dich genau die Erkenntnis vor einem noch schlimmeren Desaster.

Letztlich zählt, dass du mit deiner Entscheidung zufrieden bist und den Mut hast, einen neuen Weg einzuschlagen. Auch wenn der Abschied vom Lehrerberuf schwerfallen mag, sind deine Fähigkeiten und Qualifikationen keineswegs wertlos – im Gegenteil! Du bringst wertvolle Kompetenzen mit, die in anderen Berufen gefragt sind. Zudem hast du gerade in Zeiten des dramatischen Lehrkräftemangels generell auch die Chance, irgendwann erneut im Schuldienst tätig zu werden. Vor allem, wenn du noch nicht verbeamtet warst.

Welche Alternativen bieten sich nun aber nach der Lehramtsausbildung?

Nun fragst du dich aber bestimmt, welche alternativen Berufswege du nun mit deinem Lehramtsstudium ausüben kannst. In solchen Zeiten ist es wichtig, sich klar zu werden, wo die eigenen Stärken liegen, was man tun möchte usw. Möchtest du beispielsweise in einem sozialen Beruf bleiben oder lieber mit deinen Fächern in die Wirtschaft gehen?

Zudem ist es besonders wichtig, sich bewusst zu machen, dass man keinen wertlosen Abschluss gemacht hat! Deine fünf Jahre Studium waren nicht umsonst und nein, du bist auch nicht der/die letzte Idiot*in, die/der nichts auf die Reihe bekommt. Es gibt auch für dich eine Stelle da draußen, die dich hoffentlich glücklich machen wird.

1. Pädagogische Berufe

Mit einem Lehramtsabschluss kannst du weiterhin in pädagogischen Bereichen tätig werden. Hierzu zählen etwa die Arbeit bei Bildungsträgern, in der Erwachsenenbildung oder im Bereich der Erziehungs- und Sozialpädagogik. Gerade in Beratungsberufen, etwa beim Arbeitsamt oder Jugendamt, kommen deine Kenntnisse und deine Erfahrung mit Menschen zum Tragen.

2. Verlage und Stiftungen

Eine spannende Alternative ist die Arbeit in einem Verlag, insbesondere in Schulbuchverlagen oder Stiftungen. Hier kannst du deine Fachkenntnisse nutzen, um Lehrmaterialien zu entwickeln, Konzepte zu erstellen oder als Redakteur*in im Bereich Bildung tätig zu werden. Diese Stellen sind zwar begehrt, bieten aber eine interessante Möglichkeit, weiterhin im Bildungsbereich zu bleiben, ohne direkt im Klassenzimmer zu stehen.

3. Personalmanagement und Beratung

Mit deinen Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten kannst du auch im Personalmanagement Fuß fassen. Unternehmen suchen oft Fachleute, die ihre Mitarbeitenden weiterbilden oder Schulungen und Workshops organisieren können. In der Personalentwicklung kannst du als Schnittstelle zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden agieren und deine Erfahrung in der Wissensvermittlung gewinnbringend einsetzen.

4. Wirtschaft und Industrie

Wer seine Fächer mit einer wirtschaftlichen Ausrichtung verbindet, hat ebenfalls interessante Möglichkeiten. Gerade im Bereich der Sprach-, Natur- oder Gesellschaftswissenschaften bieten sich viele Positionen in Unternehmen, die fachspezifische Expertise erfordern. Ob in der Forschung, im Marketing oder in der Unternehmensberatung – deine analytischen und strukturierten Denkansätze sind auch hier gefragt.

5. Weiterbildung und Umschulung

Manchmal führt der Weg zu einem neuen Beruf über eine Fortbildung oder Umschulung. Genauso, wie die Schulen, setzen viele Berufe auf Quereinsteiger*innen, die bereit sind, sich weiterzubilden. Ob in der IT, im Gesundheitswesen oder in kreativen Bereichen – Umschulungen eröffnen dir neue Perspektiven, die vielleicht besser zu deinen Interessen passen. Ein Beispiel dafür könnte eine Fortbildung zur Medienpädagogin oder ein Aufbaustudium in einem verwandten Bereich sein.

6. Wissenschaft und Forschung

Für Lehramtsabsolvent*innen bietet sich auch der Weg in die Wissenschaft und Forschung an. Eine Promotion in deinem Fachbereich kann dir den Einstieg in die akademische Welt ermöglichen, wo du in der Lehre und / oder in der Forschung tätig werden kannst. Universitäten und Forschungsinstitute suchen immer wieder nach Fachleuten, die sowohl pädagogische als auch fachliche Expertise mitbringen. In der Bildungsforschung kannst du dich etwa mit neuen Lehrmethoden, Unterrichtsformen oder der digitalen Bildung beschäftigen und damit zur Weiterentwicklung des Bildungssystems beitragen.

7. Bildungs- und Kulturmanagement

Mit deiner Erfahrung im Bildungswesen kannst du auch im Bildungs- oder Kulturmanagement tätig werden. Hier organisierst und koordinierst du Bildungsprojekte, Veranstaltungen oder Fortbildungsangebote. Institutionen wie Museen, Kulturhäuser oder Stiftungen suchen oft nach Personen, die pädagogische Programme entwickeln und umsetzen können. Deine Fähigkeit, Wissen verständlich und strukturiert zu vermitteln, ist hier besonders wertvoll.

8. Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit

Wenn du Spaß am Schreiben hast und dich gerne mit aktuellen Themen auseinandersetzt, bietet sich der Journalismus oder die Öffentlichkeitsarbeit als berufliche Alternative an. Gerade im Bildungsjournalismus oder bei Fachmagazinen kannst du dein Wissen weitergeben und komplexe Themen für ein breites Publikum aufbereiten. Auch in der PR-Arbeit für Bildungsinstitutionen oder gemeinnützige Organisationen sind Kommunikationsfähigkeiten und ein gutes Verständnis des Bildungssystems gefragt.

9. E-Learning und digitale Bildung

Die Digitalisierung bietet viele neue Chancen im Bildungsbereich. Mit deinem Lehramtswissen kannst du in die Entwicklung von E-Learning-Plattformen oder digitalen Bildungsprogrammen einsteigen. Ob als Konzeptersteller*in, Autor*in von Online-Lernmaterialien oder Berater*in für digitale Lehrmethoden – der Bereich des digitalen Lernens ist zukunftsorientiert und bietet zahlreiche Möglichkeiten, deine Expertise einzubringen.

10. Politik und Verwaltung

Die Politik bietet ebenfalls die Möglichkeit, dich mit deinen Kompetenzen und Erfahrungen auf ganz unterschiedlichen Ebenen einzubringen. Im Bildungsministerium, in kommunalen Verwaltungen oder auf Landes- und Bundesebene sind Fachleute gefragt, die sich mit Bildungspolitik, Schulentwicklungen und bildungspolitischen Reformen auskennen. Du kannst dort als Referent*in oder Berater*in tätig werden und an der Gestaltung von Bildungsgesetzen und -richtlinien mitwirken. Deine praktische Erfahrung aus dem Schulalltag gibt dir dabei einen wertvollen Einblick, um realitätsnahe und nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus kannst du auch in der kommunalen Bildungsplanung oder in der Verwaltung von Bildungseinrichtungen eine wichtige Rolle spielen.

Fazit: Mut zur Veränderung!

Die Lehramtsausbildung öffnet dir viele Türen, nicht nur im Klassenzimmer. Ob in der Pädagogik, der Wirtschaft oder in ganz anderen Bereichen – deine Fähigkeiten sind wertvoll und gefragt, und das nicht nur in den zehn aufgeführten Bereichen. Natürlich kannst du auch noch einmal etwas ganz anderes machen – in diesem Fall kannst du versuchen, für deine bisher erworbenen Leistungen eine Anrechnung oder gar Anerkennung zu erhalten. Letztlich kommt einem alles, was man an Wissen und Erfahrung gesammelt hat zu Gute.

Trau dich, neue Wege zu erkunden und sei offen für die vielen Möglichkeiten, die dir offenstehen. Veränderungen können beängstigend sein, aber sie bieten auch die Chance, deinen einen Beruf zu finden, der dich langfristig erfüllt.

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