Kopfstandmethode: Brainstorming mal anders

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Die Kopfstandmethode ist der Schlüssel für Denkblockaden: Mit ihr stellen deine Schüler*innen Probleme sprichwörtlich auf den Kopf – und kommen so auf ganz neue Gedanken. Du kannst sie ohne großen Aufwand im Unterricht einsetzen und förderst gleichzeitig wichtige Fähigkeiten der Lernenden, wie zum Beispiel die Problemlösekompetenz und kreatives Denken. Wie genau die Kopfstandmethode funktioniert und wie du sie im Unterricht einsetzen kannst, zeigen wir dir hier.

Neue Ideen mit der Kopfstandmethode entwickeln

Es gibt zahlreiche kreative Lernmethoden, um neue Ideen zu generieren. Eine der bekanntesten ist das klassische Brainstorming. Um die gewohnten Denkstrukturen zu durchbrechen und dir die Aufmerksamkeit deiner Schüler*innen zu sichern, kannst du stattdessen die Kopfstandmethode nutzen.

Die Kopfstandmethode, auch bekannt als Umkehr- oder Flip-Flop-Methode, dient der Ideenfindung und Problemlösung. Ihr Kernprinzip besteht darin, eine Fragestellung ins Gegenteil umzudrehen. So wird aus der Frage „Wie lerne ich erfolgreich?“ die provokante Umkehrung „Was muss ich tun, um nichts Neues zu lernen?“.

Damit macht sich die Kopfstandmethode unsere Tendenz zunutze, zunächst Fehler und Probleme anstatt von Lösungen zu erkennen. Die Methode lädt zum kritischen Denken ein: Wie könnte etwas so richtig schieflaufen? Was funktioniert einfach nicht? Dabei gilt: Je ungewöhnlicher und ausgefallener die Ideen, desto besser! Das Ziel ist, möglichst alle Fehler zu finden, die gemacht werden können. Aus diesen Negativ-Ideen werden dann Positiv-Ideen formuliert.

Dadurch fördert die Kopfstandmethode das kreative Denken und die Problemlösefähigkeit deiner Schüler*innen. Sie hilft dabei, Denkblockaden gezielt zu durchbrechen. Mit ihrer Hilfe können deine Schüler*innen eine völlig neue Sichtweise auf eine Situation, eine Idee oder ein Problem gewinnen. Der neue Blickwinkel sorgt für innovative Ideen und ermutigt deine Schüler*innen, anders zu denken und neue Wege zu beschreiten.

So funktioniert die Kopfstandmethode

Die Kopfstandmethode lässt sich mit wenigen Materialien einfach umsetzen. Du brauchst lediglich eine Tafel oder Pinnwand, Post-it-Zettel und Stifte. Der Ablauf kann in 4 Phasen gegliedert werden.

  1. Zunächst wird eine geeignete Frage definiert. Diese Frage kehrst du ins Gegenteil, also eine Kopfstandfrage, um. So wird aus „Wie kann ich konzentrierter im Unterricht mitarbeiten?“ zum Beispiel „Wie kriege ich im Unterricht nichts mit?“.
  2. Im nächsten Schritt haben die Schüler*innen zehn Minuten Zeit, um in Einzel- oder Gruppenarbeit ihre Negativ-Ideen zu formulieren. Danach sammelt ihr die Ideen an der Tafel oder auf einer Pinnwand, und clustert sie in Kategorien.
  3. Anschließend folgt die entscheidende Phase der Methode: Die negativen Ideen werden wieder umgekehrt, sodass daraus Positiv-Ideen entstehen.
  4. Zuletzt werden konkrete Lösungen für die ursprüngliche Fragestellung aus den Positiv-Ideen abgeleitet.

Hinweis: Achte darauf, dass es sich um eine offene Problemstellung handelt, die möglichst viel Spielraum für unterschiedliche Herangehensweisen bietet. Weiter unten findest du ein paar Beispiele, die sich für den Unterricht eignen.

Kopfstandmethode: Brainstorming mal anders
Abbildung 1: So funktioniert die Kopfstandmethode (eigene Darstellung)

Beispiele für den Einsatz der Kopfstandmethode im Unterricht

Die Kopfstandmethode ist nicht für jedes Thema gleichermaßen geeignet. Wann ist es sinnvoll, die gewohnte Perspektive hinter sich zu lassen, um auf neue Ideen zu kommen? Wir haben ein paar Beispiele für den Unterricht.

Klassenregeln aufstellen

Du kannst die Kopfstandmethode nutzen, um gemeinsam mit der Klasse sinnvolle Klassenregeln zu erarbeiten. Anstatt direkt danach zu fragen, wird der Prozess umgekehrt: Die Schüler*innen überlegen zunächst, wie sie sich verhalten müssten, damit der Unterricht möglichst chaotisch verläuft.

Schritt 1: Ausgangsfrage ins Gegenteil umkehren

Als erstes definierst du die Ausgangsfrage und leitest daraus die Kopfstandfrage ab:

  • „Welche Regeln sind für ein gutes Miteinander im Unterricht wichtig?“
  • „Was müssen wir tun, damit der Unterricht so richtig schiefläuft?“

Schritt 2: Negativ-Ideen sammeln

Die Schüler*innen brainstormen in Kleingruppen oder als ganze Klasse möglichst viele Verhaltensweisen, die das Lernen und den Unterricht stören würden. Mögliche Antworten könnten sein:

  • Alle reden durcheinander.
  • Niemand meldet sich.
  • Ständige Ablenkung durch Handys.

Schritt 3: Negativ-Ideen in Positiv-Ideen umwandeln

Im nächsten Schritt werden die gesammelten negativen Verhaltensweisen wieder ins Gegenteil umgekehrt:

  • Alle reden durcheinander → Jede*r meldet sich, bevor er oder sie spricht.
  • Niemand meldet sich → Alle beteiligen sich aktiv am Unterricht.
  • Ständige Ablenkung durch Handys → Handys werden nur nach Absprache genutzt.

Schritt 4: Klassenregeln formulieren und festhalten

Die umgekehrten Ideen werden dann in konkrete Klassenregeln übersetzt. Diese können als Plakat festgehalten und im Klassenzimmer aufgehangen werden, sodass sich alle an die gemeinsam erarbeiteten Vereinbarungen erinnern.

Präsentationen halten

Du kannst die Kopfstandmethode ebenfalls nutzen, um deine Schüler*innen auf eine Aufgabe wie eine Präsentation vorzubereiten. Anstatt direkt nach den Merkmalen einer gelungenen Präsentation zu fragen, wird zunächst das Gegenteil betrachtet. Dadurch entwickeln die Lernenden ein tieferes Verständnis für die Anforderungen einer guten Präsentation und können typische Fehler leichter vermeiden.

Schritt 1: Ausgangsfrage ins Gegenteil umkehren

Bevor die Schüler*innen ihre Präsentationen ausarbeiten, wird gemeinsam überlegt, was alles schiefgehen kann:

  • „Was macht eine gute Präsentation aus?“
  • „Was müssen wir tun, damit unsere Präsentation ein kompletter Reinfall wird?“

Schritt 2: Negativ-Ideen sammeln

Die Klasse brainstormt möglichst viele Fehler, die eine Präsentation schlecht machen könnten. Einige Beispiele könnten sein:

  • Langweiliges Vorlesen von ausformulierten Texten.
  • Überladene Folien mit zu vielen Informationen.
  • Monotone Stimme ohne Blickkontakt zum Publikum.

Schritt 3: Negativ-Ideen in Positiv-Ideen umwandeln

Nachdem die negativen Beispiele gesammelt wurden, werden sie gemeinsam in hilfreiche Tipps für eine erfolgreiche Präsentation umgewandelt:

  • Langweiliges Vorlesen → Frei sprechen und das Publikum mit einbeziehen.
  • Überladene Folien → Maximal 4-5 kurze Bullet Points pro Folie nutzen.
  • Monotone Stimme → Bewusste Betonung und Blickkontakt mit dem Publikum.

Schritt 4: Erfolgsfaktoren für Präsentationen ableiten

Die gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die Vorbereitung der Präsentationen ein. Ihr könnt die Erfolgsfaktoren gemeinsam von den Positiv-Ideen ableiten und auf einem Plakat festhalten. So können die Schüler*innen bewusst auf die identifizierten Erfolgsfaktoren achten und selbstbewusster an die Aufgabe herangehen.

Klassenprojekte

Bei Klassenprojekten kann die Kopfstandmethode dazu beitragen, dass alle Schüler*innen an einem Strang ziehen. Ihr könnt zum Beispiel den Erfolg beziehungsweise Misserfolg einer Theateraufführung genauer unter die Lupe nehmen.

Schritt 1: Ausgangsfrage ins Gegenteil umkehren

Die Ausgangsfrage wird zunächst wieder umformuliert:

  • „Wie wird unsere Aufführung ein voller Erfolg?“
  • „Was müssen wir tun, damit unsere Aufführung scheitert?“

Schritt 2: Negativ-Ideen sammeln

Die Schüler*innen brainstormen alle möglichen Fehler, die das Theaterprojekt scheitern lassen könnten. Mögliche Antworten könnten sein:

  • Es gibt keine Proben, niemand kennt seinen Text.
  • Das Bühnenbild wird nicht vorbereitet.
  • Es gibt keine Werbung, also kommt kein Publikum.

Schritt 3: Negativ-Ideen in Positiv-Ideen umwandeln

Nachdem die Fehler gesammelt wurden, werden sie in konkrete Ideen für eine gelungene Aufführung umgewandelt:

  • Keine Proben → Regelmäßige Proben mit festen Terminen einplanen.
  • Kein Bühnenbild → Verantwortliche für Bühnenbild und Requisiten bestimmen.
  • Keine Werbung → Plakate, Poster oder Social-Media-Ankündigungen gestalten

Schritt 4: Maßnahmen für eine erfolgreiche Theateraufführung ableiten

Durch die bewusste Umkehr der Fragestellung erkennen Schüler*innen nicht nur mögliche Herausforderungen, sondern entwickeln gleichzeitig gezielte Lösungen für einen erfolgreichen Projektverlauf und setzen sich aktiv mit der Projektplanung auseinander.

Weitere sinnvolle Themen für die Kopfstandmethode

Darüber hinaus kannst du die Kopfstandmethode in vielen anderen Bereichen anwenden. Sie eignet sich beispielsweise für die folgende Themen:

  • Feedback geben: „Wie gebe ich hilfreiches, wertschätzendes Feedback?“ → „Wie kann ich Feedback so formulieren, dass es demotivierend ist?“
  • Kommunikation ohne Missverständnisse: „Wie kann ich klar und deutlich kommunizieren?“ → „Wie sorge ich dafür, dass mich niemand versteht?“
  • Bewerbungsschreiben: „Wie formuliere ich eine überzeugende Bewerbung?“ → „Wie schreibe ich eine Bewerbung, die garantiert abgelehnt wird?“
  • Mündliche Prüfungen: „Wie schaffe ich es, in einer mündlichen Prüfung souverän aufzutreten?“ → „Wie setze ich eine mündliche Prüfung so richtig in den Sand?“
  • Spendenprojekte: „Wie organisieren wir eine erfolgreiche Spendenaktion?“ → „Wie schaffen wir es, dass niemand für unser Projekt spenden will?“

Kopfstandmethode auf dem Prüfstand

Die Kopfstandmethode hat einige Vorteile. Prinzipiell erfordert sie kaum Vorbereitung. Du brauchst lediglich eine klare Aufgabenstellung und eine Handvoll Materialien.

Außerdem macht sie Spaß: Absurde Ideen zu entwickeln ist erfrischend und sorgt garantiert für Unterhaltung. Die Schüler*innen lassen sich daher gerne auf die Abwechslung ein. Gleichzeitig gibt es keine falschen Antworten. Das nimmt den Druck und ermutigt alle Schüler*innen, mitzumachen.

Zudem hilft die Methode dabei, sich von gewohnten Denkmustern zu lösen. Sie fördert nicht nur kreatives Denken, sondern auch die Problemlösekompetenz – Fähigkeiten, die für die Schüler*innen auch über den Unterricht hinaus wertvoll sind.

Demgegenüber stehen aber auch ein paar Schwächen. Wie bei jeder Brainstorming-Methode kann es sein, dass sich einige Schüler*innen stärker einbringen als andere. Zum einen sollten alle Ideen gleichwertig geschätzt werden, damit sich jede*r traut, seine Ideen zu äußern, ganz egal, wie absurd sie sind. Zum anderen können die Ideen in Zweiergruppen entwickelt werden, damit alle Schüler*innen beitragen. Als Lehrkraft kannst du am besten einschätzen, was für deine Klassen funktioniert und wie du die Methode entsprechend ihrer Bedürfnisse umsetzt.

Schließlich spielt die Formulierung der Ausgangsfrage eine entscheidende Rolle. Sie sollte verständlich und klar sein, sodass alle Schüler*innen wissen, worum es geht. Zudem lässt sich nicht jede umgekehrte Idee problemlos ins Positive übertragen. Überleg dir bereits im Voraus, wie du mit diesen Vorschlägen umgehen willst.

Fazit: Kopfstandmethode für mehr Interaktion und Reflexion

Ob bei der Entwicklung von Klassenregeln, der Vorbereitung auf Präsentationen oder der Planung von Klassenprojekten – die Kopfstandmethode lässt sich vielseitig im Unterricht einsetzen und fördert sowohl das kritische als auch das kreative Denken. Der spielerische Ansatz motiviert und sichert dir bestimmt viele Meldungen. Gleichzeitig ermutigt die Methode Schüler*innen, über den Tellerrand hinauszudenken.

Natürlich erfordert die Umsetzung eine gute Moderation, eine klare Aufgabenstellung und eine gezielte Begleitung durch die Lehrkraft. Doch wenn diese Voraussetzungen stimmen, kann die Kopfstandmethode ein wertvolles Werkzeug sein, um den Unterricht interaktiver, kreativer und effektiver zu gestalten.

FAQ zur Kopfstandmethode

Wie setzt man die Kopfstandmethode um?

Als erstes wird eine Fragestellung ins Gegenteil umgekehrt. Danach suchen die Schüler*innen bewusst nach schlechten Lösungen oder Fehlern. Anschließend werden die gesammelten Negativ-Ideen in konstruktive Lösungsansätze umgewandelt.

Welche Schwächen hat die Kopfstandmethode?

Manche Schüler*innen trauen sich nicht, absurde Ideen zu äußern, weshalb eine wertschätzende Atmosphäre wichtig ist. Außerdem kann es schwierig sein, alle negativen Ideen sinnvoll ins Positive umzuwandeln.

Quellen

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