#Konflikte #Klassenmanagement #Schüler

Giraffen und Wolfsprache – Konflikte richtig lösen

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(C) Harshil Gudka

Streit im Klassenzimmer. Zwei Schüler schreien sich laut an, Schimpfworte fliegen, manchmal kann  das Ganze sogar in einer physischen Auseinandersetzung enden. Kinder müssen nicht nur Mathe, Deutsch und Geschichte lernen, sondern auch, wie man einen Konflikt richtig löst. Da die Eltern meistens selber nicht wissen, wie man gewaltfrei kommuniziert, bleibt es oft an den Lehrern hängen diese wichtige Sozialkompetenz zu vermitteln. Wie Du das am besten bei Deinen Schülern anstellen kannst, wollen wir Dir anhand eines Konzepts von Marshall B. Rosenberg erklären.

Rosenberg spricht von Wolf- und Giraffensprache. Unter Wolfsprache versteht er die Art Sprache, die unser Gegenüber verletzen soll. Wie ein Wolf, der seine spitzen Fangzähne in seine Beute bohrt, können auch bös gemeinte Worte unseren Gesprächspartner schwer verletzen. Um jemandem wirklich weh zu tun, müssen nicht einmal die Fäuste fliegen, eine Beleidigung, oder eine Kritik, können den anderen schwer verletzten. Die Wölfe wollen in ihrer Sprache Drohen und Schuld zuweisen. Aber nicht nur das, laut Rosenberg gehören auch Etikettierungen, Belohnungen und Themenklau zur Sprach der Wölfe. Mit Etikettierung ist gemeint, dass wir jemand anderen vorschreiben, was für eine Art Mensch er ist, ihn also in eine Schublade stecken. Wenn wir jemanden belohnen, oder ein Kompliment machen, dann tun wir das für ein, aus unserer Sicht, positives Verhalten, völlig egal, ob diese Einstellung auch der unseres Gegenübers entspricht. Mit Themenklau ist das von den meisten Menschen, als einfühlsames Verhalten gemeinte „Das ist bei mir auch so, das kenne ich!“ gemeint und dann folgt oft eine Beschreibung unserer Probleme, mit denen wir das Problem unseres Gesprächspartners herunterspielen. Auf diese Art kommunizieren wir jeden Tag, nicht wissend, dass es sich dabei um die verletzende Sprache der Wölfe handelt. Um einen Konflikt gewaltfrei zu lösen, schlägt Rosenberg die Sprach der Giraffen vor.

Das größte Herz aller auf dem Land lebenden Tiere hat die Giraffe. Aus diesem Grund ist auch diese Kommunikationsmethode nach ihnen benannt. Giraffen stehen für Empathie, Einfühlsamkeit und Bedürfnisorientierung. Außerdem können sie wegen ihrem langen Hals alles von oben beobachten und haben somit einen guten Blick auf das, was unter ihnen geschieht. Giraffen unterscheiden nicht nach „richtig“ und „falsch“, sie achten auf die Gefühle, die mit einer Äußerung vermittelt werden und die dahinterliegenden Bedürfnisse. Diese Bedürfnisse können wir nur heraushören, indem wir aktiv zuhören, was uns unser Gegenüber sagt und dann versuchen herauszufinden, was damit gemeint ist. Anhand der Giraffensprache können wir mit drei einfachen Fragen unser eigenes Verhalten bei einem Konflikt analysieren. „Was ist gerade passiert“ (Beobachtungsebene), „Wie geht es mir?“ (Gefühlsebene), „Was brauche ich jetzt?“ (Bedürfnisebene). Haben wir diese Fragen beantwortet, können wir unser Gegenüber bitten uns unser Bedürfnis zu erfüllen. Wenn wir so unsere Gefühle wahrnehmen und sie zum Ausdruck bringen, weiß der Gesprächspartner, was in unserem Inneren vorgeht und kann darauf reagieren. Genauso funktioniert das Ganze auch umgekehrt: Wenn unser Gegenüber erzählt, was er fühlt, welche Bedürfnisse er hat und uns bittet etwas zu tun, können wir offen darauf reagieren und einfacher mit der Situation umgehen, als wenn uns Schuld zugewiesen wird, oder wir beschimpft werden.

Das Modell der Wolf- und Giraffensprache wird immer gerne in der Grundschule gelehrt, kann aber auch für Schüler in höheren Jahrgangsstufen interessant sein, die nicht wissen, wie man eine Konfliktsituation gewaltfrei löst. Die Grenzen dieses Modells liegen bei jedem Einzelnen selbst. Wenn jemand gerade nicht in der Lage ist offen über seine Gefühle zu sprechen, dann kommt die Wolfssprache zum Einsatz. So hat derjenige  die Möglichkeit ganz klar zu sagen „das möchte ich jetzt nicht, lass mich in Ruhe!“. Dies kann öfters mal der Fall sein, wenn ein Kind gerade einen Wutausbruch hatte. An dieser Stelle ist es sinnvoll, das Kind aus der Situation herauszunehmen und eine Weile zu warten, bevor man später versucht in der Giraffensprache den Konflikt zu lösen.

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