Was macht guten Online-Unterricht aus?

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©Unsplash / Nick Morrison

Tipp 1: Erkenne Unterschiede zwischen Präsenz- und Online-Unterricht

Online-Unterricht ist nicht gleich Präsenzunterricht. Das klingt erst einmal einfach und logisch, gehört aber gesagt. Im Präsenzunterricht ist der Kontakt zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen immer gegeben. Beim Online-Unterricht kann das schon schwieriger sein. Schüler*innen fällt es oftmals schwer, auf dieselbe Art und Weise motiviert zu bleiben. Der perfekte Unterrichtsentwurf ist also eine große Herausforderung. Du solltest als Lehrer*in in diesem Fall zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um engen Kontakt innerhalb des virtuellen Klassenraumes zu gewähren. Da Schüler*innen bei sich zu Hause sind, lassen sie sich während des Online-Unterrichts leichter ablenken. Mehr Spannung muss also in deinen Unterricht kommen. Diese kannst du u.a. durch kurze “Fresh-Ups” erreichen. Integriere z. B. kurze YouTube-Videos in deinen Unterricht oder spiele kleine Spiele mit deinen Schüler*innen, die zur Beteiligung anregen. Du kannst hier sogar auf Online-Dienste wie skribbl.io zugreifen, um mit deinen Schüler*innen zu Beginn einer Stunde “Montagsmaler” zu spielen und die Stimmung aufzulockern. Oder du kannst online im Browser auch “Stadt-Land-Fluss” am Ende einer Stunde spielen, um auszuspannen und Freude auf die nächste Unterrichtseinheit zu schüren. Außerdem solltest du früh die Regel aufstellen, dass alle Schüler*innen ihre Kameras anschalten. Da die Stimmung online nicht so leicht zu erspüren ist, wie im Klassenzimmer, kannst du so regelmäßig die Gesichter deiner Schüler*innen checken. Das hilft dir konkret dabei, die Atmosphäre besser einzuschätzen und frühzeitig gegenzulenken, wenn nötig. Obacht hier jedoch aus rechtlicher Sicht: In den meisten Fällen kannst du deine Schüler*innen nicht dazu zwingen, ihre Kamera anzuschalten. Eine Atmosphäre zu schaffen, in der deine Schüler*innen sich gerne zeigen wollen, ist also ausschlaggebend.

Tipp 2: Kommuniziere Anweisungen im Online-Unterricht klar und deutlich

Ebenso wichtig wie die Abwechslung ist in einem Online-Setting die klare Kommunikation vonseiten der Lehrer*innen. In einem herkömmlichen Klassenzimmer haben Schüler*innen die Möglichkeit, viel direkter nachzufragen. Dies ist im Online-Unterricht zwar auch möglich, ist aber durch Nachrichten-Funktionen oder Chats längst nicht so einfach und kann schnell zur Abschreckung führen. Umso wichtiger ist es, dass du als Lehrer*in im Online-Unterricht deine Anweisungen und Arbeitsaufträge besonders klar formulierst. Dazu gehört auch die pünktliche und zuverlässige Bereitstellung neuer Lerninhalte. Suche dir hier am besten einen fixen Zeitpunkt, z. B. montags um 10 Uhr morgens, an dem deine Schüler*innen fest mit den neuen Inhalten rechnen können. Auch in deinen Online-Sitzungen solltest du besonders auf eine präzise Wortwahl achten. “Macht euch darüber mal Gedanken”, kann schnell in Arbeitsergebnisse umschlagen, die niemanden zufriedenstellen. Arbeite Aspekte einer Fragestellung gemeinsam mit deinen Schüler*innen heraus und befrage sie zu jenen einzelnen Aspekten. Schrecke hier nicht vor Nuance und Tiefe zurück!

Deine Schüler*innen müssen genau wissen, was du von ihnen erwartest

Gerade im Bereich des Online-Unterrichts ist es wegen der erschwerten Kommunikation unerlässlich, dass du eine klare Erwartungshaltung einnimmst. Deine Schüler*innen müssen wissen, was du von ihnen erwartest, mit jeder noch so kleinen Aufgabe. Ist es in Ordnung, zu einer Aufgabenstellung nur ein paar Stichpunkte mit in den Unterricht zu bringen? Oder erwartest du eine ausformulierte Lösung, vielleicht sogar in Form eines Fließtextes? Du kannst hier bei deinen Schüler*innen mit zusätzlicher Deutlichkeit ein großes Maß an Frustration verhindern. Davon gibt es in Zeiten eines Lockdowns sicherlich schon genügend.

Tipp 3: Stelle die richtigen Lernmaterialien für guten Online-Unterricht bereit

Im Distanzunterricht kann die intrinsische Motivation eines/einer Schüler*in schnell schwinden. Gerade deshalb ist die Bereitstellung geeigneter Lernmaterialien im Online-Unterricht essenziell. Diese sollten möglichst nahe an deinem Thema sein und den Unterricht auch jede Session voranbringen können. Achte gerade bei Neuen Medien aber darauf, deinen Unterricht nicht zu sehr mit ihnen zu spicken. Wenn deine Schüler*innen wissen, dass sie bei dir nur Filme schauen und abschalten können, hilft das niemandem. Jene Materialien sollten in erster Linie möglichst leicht zugänglich und verständlich strukturiert sein. Achte z. B. darauf, dass du deine Inhalte auf einer Seite bereitstellst, die auch alle anderen Lehrer*innen an deiner Schule benutzen. Wenn Schüler*innen durch sechs verschiedene Plattformen forsten müssen, entsteht schnell Verwirrung. Hier solltest du eine Auswahl an geeigneten Materialien bereitstellen, die möglichst auch mit hilfreichen Kommentaren von deiner Seite versehen sind. Beispiellösungen und Beispiellösungswege sind ein nützliches Instrument, damit bei den Schüler*innen gar nicht erst die Gefahr aufkommt, eine Aufgabenstellung nicht zu verstehen.

Nutze alle verfügbaren Ressourcen

Ein verständlich geschriebener Text ist als Lernmaterial auf gar keinen Fall das Falsche. Dennoch solltest du ebenso darauf achten, einen gesunden und vielfältigen Mix an Materialien zur Verfügung zu stellen. Dieser kann Ausschnitte aus relevanten Textbüchern umfassen, aber auch aus Fernsehsendungen, Internetquellen oder aus deinen eigenen Materialien/Arbeiten kommen. Auch hier ist Abwechslung ein wichtiger Faktor, damit deine Schüler*innen nicht die Lust am Lernen verlieren. Sowieso schon schwierige Schüler*innen lassen sich mit vielfältigen Medien auch leichter fangen. Fantasie und Findigkeit sind hier gefragt. Stelle sicher, dass du dir den Umgang mit diesen Ressourcen schon in deiner Vorbereitungszeit aneignest. Mit Neuen Medien umgehen zu können, macht dich zu einer vollständigeren Lehrperson und rundet dich in deinen Fähigkeiten ab.

Tipp 4: Achte auf das Urheberrecht / den Datenschutz

Obacht aber, gerade für euch Junglehrer*innen und Referendar*innen, die ihr jeden Tag noch viel dazulernt: Achtet bei euren Materialien unbedingt auf Urheberrecht und Datenschutz. Beim Kopieren von Schulbüchern und dem Veröffentlichen von Arbeitsblättern gibt es rechtliche Rahmenbedingen, deren Verletzung im schlimmsten Fall zu einem Disziplinarverfahren führen kann.

Lehrkräften ist es z. B. nicht ohne Weiteres gestattet, ein ganzes Schulbuch einzuscannen und hochzuladen. Dies ist im urheberrechtlichen Sinne eine Vervielfältigung. Du darfst als Lehrer*in zwar vervielfältigen, aber pro Jahr und pro Klasse nur maximal 20 Seiten, bzw. 15 Prozent des gesamten Werkes. Außerdem dürfen die Kopien ausschließlich für den Unterricht genutzt werden. Überdies brauchst du immer eine Quellenangabe, sofern es sich um fremdes Material handelt. Werke, die bis sechs Seiten umfassen, kannst du jedoch in der Gesamtheit vervielfältigen.

Auch in Sachen Datenschutz musst du unbedingt sicherstellen, dass Unbefugte keinen Zugriff auf personenbezogene Daten innerhalb deiner digitalen Lernräume haben. Ein sicheres Passwort und am besten zwei Geräte, eines fürs Private, eines für die Lehrtätigkeit, sind hier zu empfehlen.

Tipp 5: Entwickle neue Routinen für den Online-Unterricht

©Pixabay / Alexandra_Koch

Routinen helfen uns, unseren Alltag in all seinen Facetten zu meistern. Im Zuge der Corona-Pandemie ist nicht nur für Schüler*innen, sondern auch für Lehrer*innen vieles durcheinandergeraten, was die Einhaltung von bisher gewohnten Abläufen sehr erschwert hat. Als Lehrer*in, die/der mit der Herausforderung des Online-Unterrichts konfrontiert ist, solltest du dich aber auf gar keinen Fall scheuen, deinen Schüler*innen eine neue Routine zu bieten, an der sie sich orientieren können. Routinen beruhigen in unbekannten Situationen und können signifikant dazu beitragen, Stress zu reduzieren. Dies kannst du in vielen verschiedenen Formen erreichen. Führe z. B. mit deinen Schüler*innen zu Beginn der Stunde eine kleine Konzentrationsübung durch. Lasse deine Schüler*innen ihre Augen schließen und ihren momentanen Gemütszustand aktiv erleben. Oder du kannst etwa eine kleine Yoga-Session anberaumen, um den Blutfluss in das Hirn auch ordentlich anzuregen. Deiner Fantasie ist auch hier keine Grenze gesetzt und das ist schließlich das Spannendste am Lehrberuf.

Stelle deinen Schüler*innen neben herausfordernden, persönlich zugeschnittenen Aufgaben auch hin und wieder einfach einmal typische Übungsaufgaben. Dies hilft deinen Schüler*innen, sich eine eigene Routine zu erarbeiten. Du kannst diese in aller Förmlichkeit abwickeln und hast für die nächste Online-Sitzung ein gutes erstes Sprungbrett, um Inhalte tiefgreifender zu erarbeiten. Vergiss im Zuge des Online-Unterrichts nicht, dass du weiterhin regelmäßigen Unterricht machen und die Lernziele der Klasse erreichen musst.

Tipp 6: Sei trotz des Online-Unterrichts empathisch und verzeihe kleine Fehler

Auch in einer solch außergewöhnlichen Situation darfst du als Lehrkraft nicht vergessen, weiterhin Empathie gegenüber deinen Schüler*innen zu empfinden und auch einmal kleine Fehler zu verzeihen. Für uns alle ist Online-Unterricht weiterhin Neuland und kann eine Belastung sein. Denke immer daran, dass für manche Schüler*innen das häusliche Lernen nicht denselben Voraussetzungen entspricht, wie bei anderen. Sollte es zu Schwierigkeiten kommen, ist der Austausch mit dem/der Schüler*in unerlässlich. Wäge hier aber immer ab, wie angebracht die Ansprache ein solches Thema inmitten des aktiven Unterrichtes ist. Solltest du z. B. die Vermutung häuslicher Gewalt bei einem Kind haben, kann dies u. U. nicht in die Runde gehören. Nimm dir das Kind dann heraus und sprich noch einmal unter vier Augen mit ihm/ihr. Positive Anmerkungen passen jedoch deutlich häufiger in den Unterricht und können in deinen Schüler*innen Gefühle des Selbstbewusstseins und der Freude am Lernen erzeugen.

Wenn deine Schüler*innen wissen, dass du stets auf ihrer Seite bist und auch kleinere Fehler verziehen werden können, sind sie viel besser in der Lage, sich auf die neue Situation einzustellen und jene mit dir zusammen zu meistern.

Tipp 7: Verwende Tools und gestalte einen interaktiven Online-Unterricht

In einem frontal geführten Online-Unterricht, in dem du die ganze Unterrichtsstunde lang einen Monolog führst, wirst du höchstwahrscheinlich die Aufmerksamkeitsspanne deiner Schüler*innen verlieren und die Motivation auf nachfolgende Unterrichtsstunden sehr gering halten. Tests und Quiz können dabei helfen, die Unterrichtsthemen in einem spielerischen und interaktiven Miteinander herüberzubringen und erfordern gleichzeitig die Mitarbeit der Schüler*innen. Es gibt inzwischen zahlreiche Online-Tools, die sich super einbinden lassen:

  • Kahoot! – ist eine Quiz-Plattform, mit der du perfekt Inhalte aus dem Unterricht spielerisch, zum Beispiel durch einen Teamwettbewerb, festigen kannst! Warum eignet sich ausgerechnet Kahoot! so gut für deinen Unterricht? Es gibt eine zusätzliche Version für Schulen, in der man sich gratis anmelden kann und die für hybrides Lernen optimiert ist! Teile deinen Bildschirm, sodass ihr gemeinsam quizzen könnt oder erstelle kleine Gruppen und lasse deine Schüler*innen gegeneinander antreten. Vielleicht gibt es ja auch einen kleinen Preis für den/die Gewinner*in? ?

  • Quizlet – bietet als Lern-App verschiedene Modi an und kann sowohl privat von den Schüler*innen als auch im Unterricht eingesetzt werden. Die App ermöglicht zum Beispiel, Lernkarteien zu erstellen, mit den Spielen die Materialien zu festigen oder auch eine große Auswahl an Lernsets, die von Lehrer*innen und Schüler*innen erstellt wurden. Die Fortschritte der Schüler*innen kannst du direkt auf Quizlet einsehen und feststellen, auf welchen Bereich noch mehr Aufmerksamkeit gelegt werden muss.

  • QuizAcademy – stellt gewissermaßen den Mix aus den ersten beiden Tools dar. Du kannst in dieser Lernsoftware eigene Karteikarten, Quiz und Umfragen erstellen und deinen Schüler*innen zur Verfügung stellen. Auch hier hast du den Vorteil, dass du die Ergebnisse der Schüler*innen einsehen und bei Defiziten gegebenenfalls gezielt darauf reagieren kannst. Außerdem haben die Schüler*innen viel mehr Spaß am Unterricht und einen Anreiz, noch aufmerksamer zuzuhören. ? Probier's mal aus!

Das Fazit – was guten Online-Unterricht ausmacht

Mit diesen 7 Tipps wollen wir dir die Gestaltung deines Online-Unterrichts erleichtern und dich für jede Herausforderung wappnen. Achte dafür besonders darauf, Strukturen und Anweisungen immer klar zu kommunizieren und einen diversen Mix an Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen. Hierfür kannst du dir Unterstützung bei den angesprochenen Tools und Internetseiten suchen. Entwickle mit deinen Schüler*innen neue Routinen und am wichtigsten, vergiss nicht, dir deine Empathie zu bewahren und auch mal kleine Fehlerchen zu verzeihen.

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