Umgang mit Kolleg*innen im Referendariat

Lesezeit:  1 Minuten

Kaum ein Beruf wird so viel diskutiert wie der einer Lehrkraft. Nach Abschluss deines Studiums mit dem Master of Education – oder der Ersten Staatsprüfung, wie es noch in einigen wenigen Bundesländern der Fall ist - beginnt die zweite Phase der Lehramtsausbildung, der pädagogische Vorbereitungsdienst.  

Der  Vorbereitungsdienst – oft auch Referendariat genannt – dauert je nach Bundesland zwischen 12 und 24 Monaten. Nach der erfolgreichen Suche nach einem Referendariatsplatz stehst du nun erstmals als Lehrkraft vor der Klasse und damit beginnt auch die Zeit des immer wieder täglich auftretenden Spannungsfeldes, das man als Dreieck "Lehrkraft – Schüler*in – Eltern" erlebt. In diesem Artikel steht nicht das Referendariat selbst im Mittelpunkt, sondern der Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen. Denn nicht nur Schülerinnen und Schüler können herausfordernd sein – auch das Miteinander im Kollegium verlangt Fingerspitzengefühl. Um dir den Einstieg in diese oft unterschätzte Dimension des Schulalltags zu erleichtern, haben wir einige Tipps zusammengestellt, die die Zusammenarbeit so reibungslos wie möglich machen sollen. Schließlich prägen ein gutes Arbeitsklima und ein respektvoller Umgang im Kollegium maßgeblich die eigene Zufriedenheit und den schulischen Alltag.  

Umgang mit Kollegen

Tipps zum Umgang mit den Kollegen

Was muss ich beim Umgang mit Kolleg*innen beachten?

Du befindest dich bereits im Vorbereitungsdienst oder startest bald in diese intensive Ausbildungsphase? Dann hast du dir sicher schon Gedanken darüber gemacht, wie du den Umgang mit Kolleginnen und Kollegen gestalten kannst. Der Austausch mit deinen Mitreferendarinnen und -referendaren ist dabei ein besonderer Aspekt: Ihr sitzt alle im selben Boot, teilt ähnliche Erfahrungen und begegnet euch auf Augenhöhe. Gerade in herausfordernden Momenten kann es enorm hilfreich sein, mit jemandem zu sprechen, der ebenfalls diesen Weg geht – so könnt ihr euch gegenseitig stärken, Erfahrungen teilen und wertvolle Ratschläge austauschen.  

Noch viel herausfordernder als der Austausch mit Mitreferendarinnen und -referendaren ist oft der Umgang mit den erfahrenen Lehrkräften, denen du im Lehrerzimmer begegnest. Sie unterstützen dich bei der Unterrichtsvorbereitung, geben dir wertvolle Tipps im Umgang mit Schülerinnen und Schülern – und sind zugleich diejenigen, die deine Arbeit mit einem kritischen Blick bewerten. Kein Wunder also, dass Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst hier gerne sagen: „Konflikte vorprogrammiert!“ 

 

Damit es gar nicht erst so weit kommt, haben wir einige Hinweise für dich zusammengestellt, die die Zusammenarbeit im Kollegium erleichtern. Grundsätzlich gilt: Ein gutes Arbeitsklima ist in jeder Schule wichtig, für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und Lehrkräfte im Berufseinstieg jedoch von entscheidender Bedeutung. Versuche dabei nicht, dich zu verstellen, sondern bleibe authentisch. Ein offenes, freundliches Auftreten und die Bereitschaft, aktiv auf andere zuzugehen, schaffen schnell Vertrauen und sorgen für einen positiven ersten Eindruck. 

 

Ebenso hilfreich ist es, dich aktiv einzubringen und die kleinen, oft unscheinbaren Gesten des Alltags nicht zu unterschätzen – hier entstehen Sympathien, manchmal aber auch Antipathien, die Konfliktpotenzial bergen können. Natürlich wirst du dich nicht mit jeder Kollegin und jedem Kollegen bestens verstehen. Aber ein respektvolles und konstruktives Miteinander mit allen erleichtert dir das Leben im Referendariat erheblich. 

Umgang mit Kritik deiner Kolleg*innen

Eine besonders wertvolle Form der Zusammenarbeit im Vorbereitungsdienst ist die Hospitation – in kaum einem anderen Beruf ist es möglich, über einen so langen Zeitraum hinweg die Arbeit erfahrener Kolleginnen und Kollegen zu beobachten. Ziel des Hospitierens ist es, Theorie und Praxis miteinander zu vergleichen: Wie gestaltet sich das Zusammenspiel zwischen Lehrkraft und Schülerinnen und Schülern? Welche Methoden führen zu einem lebendigen Unterricht? Und muss tatsächlich in jeder Stunde das fachliche Ziel vollständig erreicht werden – oder gibt es auch andere, ebenso bedeutsame Lernmomente? 

 

Natürlich ist das Beobachten selbst eine anspruchsvolle Aufgabe: Notizen machen, strukturieren, auswerten – und gleichzeitig im Hinterkopf zu haben, dass auch der eigene Unterricht in dieser Weise betrachtet werden wird. Gerade deshalb sind Nachbesprechungen von unschätzbarem Wert. Sie bieten die Gelegenheit, von den Erfahrungen anderer zu lernen, das eigene Wissen zu vertiefen und zugleich Anerkennung für die eigenen Fortschritte zu erhalten. 

 

Wichtig ist hierbei, Feedback konstruktiv anzunehmen und Kritik nicht persönlich zu nehmen. Niemand erwartet Perfektion – die Rückmeldungen deiner Kolleginnen und Kollegen sollen dich nicht kleinmachen, sondern dir helfen, deinen Unterricht Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Wenn du offen für Anregungen bist und versuchst, diese in deiner nächsten Stunde umzusetzen, zeigst du Lernbereitschaft und Professionalität – etwas, das im Kollegium immer positiv wahrgenommen wird. 

 

5 Tipps für die Praxis bei Hospitationen 

 

  1. Achte bewusst auf Methoden, Interaktionen und die Wirkung der Lehrkraft – nicht nur auf die Inhalte. 

 

  1. Nutze Nachbesprechungen, um Unklarheiten zu klären und Hintergründe zu verstehen. 

 

  1. Höre offen zu, ohne dich zu rechtfertigen, und filtere für dich die Punkte heraus, die dich weiterbringen. 

 

  1. Nimm Rückmeldungen nicht persönlich – sie sind ein Werkzeug zur Weiterentwicklung, nicht zur Bewertung deiner Person. 

 

  1. Probiere Anregungen zeitnah in deinem eigenen Unterricht aus. Das zeigt Lernbereitschaft und macht Fortschritte sichtbar. 

 

Vernetzung mit Kolleg*innen im Internet

Nicht nur zeitgemäß, sondern auch ausgesprochen sinnvoll ist die Vernetzung mit Lehrkräften (im Vorbereitungsdienst) im Internet. Keine andere Plattform bietet die Möglichkeit, so schnell und unkompliziert Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen auszutauschen und über Fachthemen zu diskutieren. Der größte Vorteil: Mit minimalem Zeitaufwand erhältst du Zugriff auf Ideen, Materialien und Lösungsansätze, die dich im Vorbereitungsdienst unmittelbar unterstützen können. Gerade in Zeiten der Pandemie hat sich gezeigt, wie unverzichtbar digitale Netzwerke für kollegiale Zusammenarbeit geworden sind. 

Fazit zum Umgang mit Kolleg*innen

Wie in jedem Berufsfeld, in dem Menschen eng miteinander arbeiten, bleibt Konfliktpotenzial nicht aus. Besonders zu Beginn des Vorbereitungsdienstes fühlen sich viele schnell überfordert – nicht nur im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern, sondern ebenso im Kontakt mit den Lehrkräften. Umso wichtiger ist es, von Beginn an einen positiven Eindruck zu hinterlassen: Freundlichkeit, Offenheit und Engagement sind dabei die besten Schlüssel. Wer authentisch, hilfsbereit und interessiert auftritt, gewinnt rasch Sympathien im Kollegium. 

Gerade in der Hospitationsphase lohnt es sich, zu den Kolleginnen und Kollegen, mit denen du besonders eng zusammenarbeitest, ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Denn das Arbeitsklima innerhalb des Teams prägt maßgeblich deine eigene Zufriedenheit im Schulalltag. Gehe deshalb konstruktiv mit Rückmeldungen um: Nimm Kritik nicht persönlich, sondern als Angebot, deine Kompetenzen weiterzuentwickeln. Deine Kolleginnen und Kollegen haben in aller Regel das Ziel, dich mit Tipps und Erfahrungen zu unterstützen. 

Ferner bietet auch die digitale Vernetzung eine wertvolle Ergänzung – sowohl mit anderen Lehrkräften im Vorbereitungsdienst als auch mit erfahrenen Lehrkräften. Natürlich versteht man sich nicht mit allen gleich gut, manche Beziehungen bleiben oberflächlich. Doch ein respektvolles und kooperatives Miteinander mit allen erleichtert dir den Alltag erheblich.  

Auch, wenn es kein Patentrezept gibt, haben wir dir zum Abschluss noch sechs praktische Tipps zusammengestellt, damit dein Vorbereitungsdienst nicht nur lehrreich, sondern auch zu einer der besten Zeiten deiner beruflichen Laufbahn wird. 

Weitere Vorteile

loading