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Leise, bitte! 6 Tipps für mehr Ruhe im Klassenzimmer

Privatgespräche, Zwischenrufe, das Klappern von Stühlen – obwohl Ruhe im Klassenzimmer eigentlich selbstverständlich sein sollte, steigt der Geräuschpegel im Unterricht leider oft viel zu schnell an. Das ist nicht nur nervenaufreibend, sondern beeinträchtigt auch die Konzentration deiner Schüler*innen und stört die gesamte Lernatmosphäre. Dabei ist Lärm im Unterricht meist ein Warnsignal: Deine Schüler*innen sind überreizt, gelangweilt oder unkonzentriert. Mit den richtigen Strategien kannst du gezielt gegensteuern. Wir zeigen dir sechs erprobte Tipps, mit denen du wieder Ruhe im Klassenzimmer schaffst und dabei sowohl deine Stimme als auch deine Nerven schonst. 

Entspannung

Ruhe sorgt für eine produktive Lernatmosphäre

Ruhe ist kein Selbstzweck, sondern die Basis für erfolgreiches Lernen. In Phasen der Stillarbeit oder bei komplexen Aufgaben ist es besonders wichtig, dass deine Schüler*innen konzentriert arbeiten können. Störende Geräusche lenken schnell ab. Dadurch unterbrechen sie nicht nur bei einzelnen Lernenden den Denkfluss, sondern oft bei der gesamten Klasse.

Dabei ist Ruhe im Klassenzimmer nicht immer gleichzusetzen mit völliger Stille. Je nach Sozialform und Methode, beispielsweise bei Gruppenarbeiten, darf es lebendig zugehen. Wichtig ist, dass die Lautstärke zielgerichtet bleibt und nicht in Unruhe umschlägt.

Obwohl Unterrichtsstörungen bei keiner Lehrkraft beliebt sind, liefern sie dir wichtige Hinweise. Vielleicht steckt hinter der Unruhe im Klassenzimmer zum Beispiel nachlassende Konzentration, ein unausgeglichener Tagesstart oder einfach Erschöpfung. Wenn du aufmerksam beobachtest und flexibel reagierst, kannst du diese Momente bewusst nutzen, um die Lernatmosphäre wieder zu stabilisieren. 

6 Tipps für mehr Ruhe im Klassenzimmer

Als Lehrkraft brauchst du ein Gespür dafür, was deine Klasse gerade braucht und wie du gezielt Ruhe im Klassenzimmer herstellen kannst. Die folgenden Tipps helfen dir dabei, eine störende Geräuschkulisse zu durchbrechen, ohne deine Stimme zu strapazieren. Wichtig dabei: Passe die Maßnahmen an die Klassenstufe und die jeweilige Situation an. Zudem kannst du sie flexibel miteinander kombinieren. 

 

Ruhe im Klassenzimmer

Abbildung 1: 6 Tipps für mehr Ruhe im Klassenzimmer (eigene Darstellung)

Optische und akustische Rituale geben Orientierung

Klare Signale helfen deinen Schüler*innen, sich zu orientieren. Rituale wirken dabei wie ein innerer Schalter, der hilft, sich auf die nächste Unterrichtsphase einzustellen. Damit die Rituale wirklich funktionieren, musst du dir Zeit für die Einführung nehmen und sie mit deinen Schüler*innen regelmäßig üben.

Optische Signale sind zum Beispiel: 

  •  Finger auf den Mund legen 
  • Hochhalten einer roten oder gelben Karte bei zu hoher Lautstärke 

  • Handzeichen als Stopp-Signal 

 Akustische Signale können sein: 

  •  Klangschale, Glocke oder Regenmacher 
  • Countdown mit der „5-Sekunden-Regel“: Zähle langsam von fünf herunter und warte, bis es im Raum still ist 

Unser Tipp: Versuche nicht, den Lärm zu übertönen. Stattdessen kannst du Blickkontakt aufnehmen, gezielt leiser sprechen oder sogar bewusst verstummen. Das erzeugt oft mehr Wirkung als laute Rufe. 

Bewegungsspiele bringen neue Energie

Wenn deine Klasse unruhig ist, kann das an mangelnder Bewegung liegen. Nach längerer Sitzzeit hilft eine kleine Bewegungspause, um überschüssige Energie abzubauen und wieder zur Ruhe zu kommen. 

 Beispiele für Bewegungsspiele im Unterricht: 

  •  Obstsalat 
  • Bewegungs-Memory 

  • Brain Breaks auf YouTube (z. B. einfache Übungen zum Mitspringen oder Klatschen) 

  • Körper ausschütteln 

 Diese Spiele lassen sich flexibel in deinen Unterricht integrieren und dauern meist nur wenige Minuten. Sie eignen sich ebenfalls für den Übergang in konzentrierte Phasen. 

Konzentrationsspiele fördern fokussiertes Arbeiten

Manchmal sind es nicht körperliche, sondern geistige Pausen, die fehlen. Konzentrationsspiele unterstützen deine Schüler*innen dabei, wieder bei der Sache zu sein. 

 

Beispiele für Konzentrationsübungen: 

  •  Ich packe meinen Koffer 
  • Ich sehe was, was du nicht siehst 

  • Wörter rückwärts sagen  

  • Durchzählen ohne festgelegte Reihenfolge (jede*r sagt laut eine Zahl, wenn mehrere Personen gleichzeitig sprechen, beginnt man neu) 

Achtsamkeitsübungen besinnen und beruhigen

Ruhe im Klassenzimmer beginnt im Kopf. Wenn deine Schüler*innen gestresst, überfordert oder abgelenkt wirken, können Achtsamkeitsübungen helfen, den inneren Fokus wiederzufinden. 

 

Beispiele für Achtsamkeitsübungen im Unterricht: 

  •  Geführte Fantasiereisen 
  • Atemübungen (z. B. Bauchatmung mit Hand auf dem Bauch) 

  • 1 Minute Stille mit geschlossenen Augen 

Diese Methoden lassen sich auch als regelmäßiges Ritual einbauen, zum Beispiel zum Stundenbeginn oder nach der Pause. 

 

Unser Tipp: In unserer Unterrichtsmaterialdatenbank finden Fit4Ref-Mitglieder über 500.000 Links zu kostenlosen Unterrichtsmaterialien. Darunter sind auch einige Fantasiereisen, die du direkt für deinen Unterricht nutzen kannst. 

Eine durchdachte Klassenraumgestaltung fördert die Lernatmosphäre

Die Lernumgebung hat direkten Einfluss auf das Verhalten und die Konzentration deiner Schüler*innen. Als Teil des Classroom Managements tragen ein strukturierter Raum, klare Regeln und durchdachte Abläufe entscheidend dazu bei, Ruhe im Klassenzimmer zu etablieren und aufrechtzuerhalten. 

 

Bei der Klassenraumgestaltung kannst du die folgenden Punkte beachten: 

  • Freie Wege zwischen den Tischen ermöglichen dir, schnell und leise zu intervenieren 
  • Eine flexible Sitzordnung schafft passende Bedingungen für Gruppen-, Partner- oder Einzelarbeit 

  • Eine Konzentrations- oder Ruheecke bietet Rückzugsmöglichkeiten für Schüler*innen, die eine Auszeit brauchen 

  • Visualisierte Regeln und Rituale an den Wänden erinnern an die vereinbarten Verhaltensweisen im Klassenzimmer 

 

Darüber hinaus solltest du mit deiner Klasse klare und altersgerechte Regeln für den Umgang mit Lautstärke festlegen. Statt bloßer Ermahnungen kannst du mit kreativen Methoden arbeiten. Beispielsweise kannst du die Regel einführen, dass zu laute Schüler*innen zwei Fragen zum Inhalt der Unterrichtsstunde formulieren und sie am Ende der Stunde den anderen stellen. So wird das eigene Verhalten reflektiert und gleichzeitig der Lernstoff vertieft. 

 

Für die Grundschule eignet sich eine einfachere Variante: Wer besonders leise gearbeitet hat, darf am Ende die Hausaufgaben aussuchen oder die Abschiedsroutine anleiten. So motivierst du deine Schüler*innen positiv und ganz ohne Druck. 

 

Unser Tipp: Übe mit deiner Klasse die Flüsterstimme. Das hilft nicht nur beim konzentrierten Arbeiten, sondern sensibilisiert auch für den eigenen Lautstärkepegel. 

Freie Pausen ermöglichen echte Erholung

Nicht jede Pause muss aktiv gestaltet sein. Oft brauchen deine Schüler*innen einfach nur einen kurzen Moment für sich – ohne Input, ohne Bewertung, einfach nur zum Durchatmen. Dafür reichen schon drei bis fünf Minuten aus, um sich unterhalten zu können, etwas zu essen und zu trinken, oder den Raum zu lüften. Ein akustisches Signal hilft dir dabei, die Pause kontrolliert zu beenden und in die nächste Phase überzuleiten. 

Ruhe im Klassenzimmer dank guter Beobachtung

Eine ruhige Lernumgebung beginnt mit deiner Aufmerksamkeit für die Stimmung in der Klasse. Wenn du als Lehrkraft gut beobachtest, kannst du frühzeitig erkennen, was die Schüler*innen gerade brauchen, sei es Bewegung, Stille, Struktur oder Motivation. Ein feines Gespür für nonverbale Signale wie Unruhe, Müdigkeit oder Überdrehtheit hilft dir, schnell und gezielt zu reagieren. 

Die genannten Übungen und Rituale helfen dir, diese Beobachtungen in passende Maßnahmen zu übersetzen. Während Rituale, wie ein fester Stundenbeginn, regelmäßig stattfinden und Sicherheit geben, kannst du andere Methoden je nach Situation flexibel und spontan einsetzen. 

 

Hier sind ein paar Beispiele: 

  • Nach dem Sportunterricht: Mit einer kurzen Achtsamkeitsübung, wie bewusster Atmung oder einer Fantasiereise, holst du deine Schüler*innen zurück in den Klassenraum und zu sich selbst. 
  • In der ersten Stunde des Tages: Ein Konzentrationsspiel, ein Hörspiel oder eine stille Lesezeit sorgen für einen ruhigen Start und schaffen Fokus. 

  • Unruhe während der Stunde: Eine schnelle Bewegungspause kann Wunder wirken. 

 

Mit der Zeit entwickelst du so ein Repertoire an Methoden, um entsprechend deiner Klasse, dem Zeitpunkt und der jeweiligen Stimmung immer wieder Ruhe im Klassenzimmer herzustellen. 

Fazit: Mit dem richtigen Gespür sorgst du für Ruhe im Klassenzimmer

Ruhe im Klassenzimmer ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis guter Beobachtung, klarer Strukturen und achtsamer Kommunikation. Wenn du sensibel auf die Bedürfnisse deiner Klasse reagierst und bewusste Pausen einbaust, kannst du auch in herausfordernden Momenten für eine positive und ruhige Lernatmosphäre sorgen. Dabei hilft dir ein durchdachtes Classroom Management, die Etablierung von Ritualen sowie kurze Übungen für zwischendurch. 

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